Panoramabild bei Nacht der Stadtwerke Flensburg und des Werftgeländes.

20.08.2021

Neue Strategie der Stadtwerke Flensburg

„SWFL 21.x: Kurs grün und digital“

Die Stadtwerke richten sich mit ihrer neuen Strategie „SWFL 21.x: Kurs grün und digital“ auf die gewachsenen Herausforderungen des Energiemarktes aus. Dabei erhalten Maßnahmen zum Klimaschutz einen deutlich höheren Stellenwert. Wesentliche Ziele der Strategie sind die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität und die Entwicklung der digitalen Infrastruktur der Wirtschaftsregion Flensburg. Bei allen Aktivitäten steht der Kunde für die Stadtwerke im Fokus. Insgesamt setzt das Unternehmen mit den drei Handlungsfeldern Kunde, Digitalisierung und Dekarbonisierung ein klares Statement für die Zukunft.

Die Erarbeitung der neuen Strategie startete Anfang dieses Jahres. Eingebunden waren der Aufsichtsrat und als nächsthöheres Gremium die Gesellschafterversammlung. Die Ratsversammlung der Stadt Flensburg hat die Strategie „SWFL 21.x: Kurs grün und digital“ am 19. August 2021 verabschiedet.

Für den Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Helgert wird mit der aktualisierten Strategie, für weitere 5 Jahre ein wichtiger Handlungsrahmen gesetzt: Der Fokus wird noch stärker als bisher auf die Energiewende gelegt. Das wird nur funktionieren, wenn die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Unternehmens nicht überfordert wird, mahnt Helgert. „Es ist gut, dass durch die breite politische Mehrheit für die Strategie das Vertrauen in die Arbeit der Stadtwerke und seines Aufsichtsgremiums weiter gestärkt wurde.“

Dr. Dirk Wernicke setzt als Stadtwerke-Geschäftsführer klare Prioritäten für die zukünftige Ausrichtung: „Für die Stadtwerke ist der regionale und überregionale Vertrieb von hoher Bedeutung. Deswegen stehen für uns bei all unseren Aktivitäten die Kunden weiter im Fokus. Mit der neuen Strategie stecken wir den Kurs für die 2020er Jahre klar ab: Wir setzen auf die Digitalisierung des Unternehmens und seiner Geschäftsmodelle sowie die weitere Dekarbonisierung, also den schrittweisen Verzicht auf fossile Brennstoffe.“

Bei der Dekarbonisierung stellen die Stadtwerke Flensburg die Weichen für die Transformation der Flensburger Energieversorgung in Richtung Klimaneutralität. Für Wernicke ist das eine Marathonaufgabe: „Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger als den systematischen Umbau des Flensburger Energiesystems, von den Kraftwerksanlagen bis zu gezielten Anpassungen des Fernwärmenetzes. Wir werden dabei bis an die Grenze der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Stadtwerke Flensburg gehen müssen.“
Die Stadtwerke Flensburg werden das Kraftwerksportfolio in den nächsten Schritten um Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Wärme ergänzen. „Weitere fossilbefeuerte Kraftwerksanlage wird es in Flensburg nach Fertigstellung der sich im Bau befindlichen erdgasbetriebenen Gas- und Dampfturbinenanlage Kessel 13 nicht mehr geben“, stellt der Stadtwerke-Geschäftsführer klar.
Das Thema Digitalisierung ist für Wernicke eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit in der Region Flensburg und im bundesweiten Energievertrieb: „Unsere Kunden sind schon längst digital unterwegs. Die junge Generation wächst damit auf und fordert und erwartet von uns entsprechende gesamtheitliche Lösungen. Wir stehen dabei in einem harten Wettbewerb und sind auf die Erzielung von Gewinnen aus unserem Kerngeschäft angewiesen, die wir folgerichtig und vorrangig zur Erreichung der Klimaneutralität und zum Aufbau der digitalen Infrastruktur in der Wirtschaftsregion Flensburg einsetzen. Der aktuelle Glasfaserausbau rund um die Flensburger Förde ist der Kern unserer Entwicklung zum digitalen Dienstleister.“

Die Bedeutung des Kunden und der beiden Transformationsprozesse Dekarbonisierung und Digitalisierung spiegelt sich in der Präambel wider, die die Konzentration der Ressourcen der Stadtwerke Flensburg auf diese Handlungsfelder festschreibt und als Leitsatz über der Strategie steht. Auf die Präambel folgen die Strategie-Ziele. Sie sind als Treppe in zwei Pflichtziele, die in jedem Fall zu erfüllen sind, und fünf priorisierte Ziele aufgeteilt, die in Abhängigkeit von den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einzuhalten sind.

  • Pflichtziel 1: Erhalt der Kommunalität und Versorgungs-sicherheit
  • Pflichtziel 2: Dekarbonisierung: Einhaltung des Klima-schutzkatalogs
  • Prioritätsziel 1: Gewinnerzielung
  • Prioritätsziel 2: Entwicklung und Erhaltung einer wirt-schaftlich erforderlichen Substanz
  • Prioritätsziel 3: Sicherstellung attraktiver Arbeitsplätze im Konzern
  • Prioritätsziel 4: Chancen der Digitalisierung heben & Herausforderungen der Dekarbonisierung annehmen
  • Prioritätsziel 5: Sicherstellung fairer und marktver-gleichbarer Preise für die Region

Im Detail lauten die Zielinhalte:

Pflichtziel 1: Erhalt der 100%-igen kommunalen Trägerschaft und Versorgungsicherheit

Die Stadtwerke bleiben ein rein kommunales Unternehmen. Dies garantiert eine maximale Unabhängigkeit des Flensburger Energieversorgers und gibt der Stadt die Möglichkeit, auch langfristig gültige Grundsatzentscheidungen für die Stadtwerke zu treffen sowie Zielvorgaben für die Daseinsvorsorge und Versorgungssicherheit zu machen.
Statt kurzfristiger Gewinnmaximierung setzen die Stadtwerke auf einen ausgewogenen langfristigen Ziel-Mix aus Wirtschaftlichkeit, Regionalität und Nachhaltigkeit.

Pflichtziel 2: Dekarbonisierung:

Einhaltung des Klimaschutzkatalogs
Die Dekarbonisierung (schrittweiser Verzicht auf fossile Brennstoffe) und die Einhaltung des neuen Klimaschutzkataloges ist eine Erweiterung der vorherigen Strategie für Umwelt und Klima. Die Klimaschutzmaßnahmen erhalten damit einen Stellenwert, der alle anderen priorisierten Ziele übertrifft.
Mit dem greenCO2ncept verfolgen die Stadtwerke bereits seit 2007 das Ziel einer kontinuierlichen Verringerung der CO2-Emissionen. Eine klimaneutrale Energieversorgung Flensburgs soll vor den zeitlichen Anforderungen des jeweils gültigen Klimaschutz-gesetzes erreicht werden. Den damit verbunden CO2-Minderungspfad haben die Stadtwerke jetzt deutlich steiler gestaltet, um den Weg zur CO2-Neutralität zu beschleunigen. Voraussetzung dafür ist, dass für die Energieerzeugung CO2-neutrale Energieträger in ausreichender Menge und zu akzeptablen Preisen zur Verfügung stehen.

Konkrete Maßnahmen aus dem Klimaschutzkatalog:

  • kein weiterer Bau von oder Beteiligung an Kraftwerken auf fossiler Basis nach Inbetriebnahme der neuen Gas- und Dampfturbinenanlage Kessel 13
  • Bis spätestens 2030 soll der Flensburger Energieversorger vollständig auf den Einsatz von Kohle bei der Strom- und Wärmeerzeugung verzichten - acht Jahre früher als in den Klimaschutzgesetzen gefordert wird.
  • keine Atomstrom-Beteiligungen
  • Online-Darstellung der Emissionen
  • Es gibt immer ein ökologisches Stromprodukt, bei dem ein höherer Preis maximal die Mehrkosten für die ökologische Komponente ausmacht.

Prioritätsziel 1: Gewinnerzielung

Die Stadtwerke Flensburg stehen im harten Wettbewerb. Mit den bundesweit erwirtschafteten Gewinnen will der Energieversorger eine angemessene Eigenkapitalrendite erzielen. Aus den Erträgen sollen vorrangig die herausfordernden Aufgaben der Digitalisierung und Dekarbonisierung bewältigt werden, aber auch eine angemessene Beteiligung des Gesellschafters, der Stadt Flensburg sichergestellt werden. Dazu zählt insbesondere die Verlustübernahme für die kommunalen Aufgabenstellungen ÖPNV, Hafen und Flughafen.

Prioritätsziel 2: Entwicklung und Erhaltung einer wirtschaftlich erforderlichen Substanz

Zur langfristigen Sicherstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der Versorgungssicherheit erhalten und entwickeln die Stadtwerke ihre Anlagen entsprechend zukünftiger Anforderungen weiter.
Die Stadtwerke werden ihren Gewinn nicht kurzfristig durch Verzicht auf Instandhaltungsmaßnahmen oder Neuinvestitionen optimieren.

Prioritätsziel 3: Sicherstellung attraktiver Arbeitsplätze im Konzern

Die Stadtwerke bleiben ein attraktiver Arbeitgeber. Das Unternehmen wird seiner Verantwortung als einer der größten Arbeitgeber der Region auch künftig gerecht werden. Dies spiegelt auch der hohe Stellenwert der Stadtwerke als Ausbildungsbetrieb wider. Durch systematische Personalentwicklung werden attraktive und moderne Arbeitsplätze mit hoher Beschäftigungssicherheit erhalten bzw. geschaffen.
Neu ist die Aufnahme der Diversität als Unternehmensziel. Die Stadtwerke wollen mit der Förderung von diskriminierungsfreiem und chancen-gerechtem Handeln das Potential aller Beschäftigten optimal einsetzen. Die Chancengleichheit der Geschlechter ist dabei ein wichtiger Teil dieses Ziels.

Prioritätsziel 4: Chancen der Digitalisierung heben & Herausforderungen der Dekarbonisierung annehmen

Hier unterstreichen die Stadtwerke über den Klimaschutzkatalog hinaus die hohe Bedeutung des Wegs zur Klimaneutralität und der Digitalisierung für das Unternehmen. Mit wirtschaftlich sinnvollen und technisch machbaren Maßnahmen werden Chancen aus der Digitalisierung proaktiv wahrgenommen und Herausforderungen der Dekarbonisierung führend angenommen. Die weitere Absenkung von CO2-Emissionen im Strom- und Fernwärmesystem über das Klimaschutz-Pflichtziel hinaus und der Ausbau des Glasfasernetzes sind dabei Kernelemente. Das Fernwärmenetz der Stadtwerke, das nahezu 100 % aller Flensburger mit Wärme versorgt, spielt dafür eine tragende Rolle. Hier liegen hohe Potentiale, die die Stadtwerke zur Optimierung nutzen können. Die standortübergreifenden CO2-neutralen Erzeugungskapazitäten der Stadtwerke bleiben erhalten.

Prioritätsziel 5: Sicherstellung fairer und marktver-gleichbarer Preise für die Region

Jeder braucht Strom, Wärme und Wasser. So tragen die Stadtwerke Flensburg eine hohe soziale Verantwortung. Der entsprechen sie mit fairen und marktvergleichbaren Preisen. Trotz steigender Belastungen aus dem Umbau des Energiesystems sollen der Wärme- und Wasserpreis auf dem Durchschnittspreisniveau vergleichbarer Anbieter liegen.

Die Strategie steht und ist Grundlage für konkrete Umsetzungsmaßnahmen. Jährlich wird deren Einhaltung zusammen mit dem Aufsichtsrat überprüft. Bei Änderungsbedarf werden Handlungsfelder identifiziert und die Strategie nachjustiert. Alle fünf Jahre findet wie in diesem Jahr ein großer Strategie-Review-Prozess statt, in den die Gesellschafterversammlung eingebunden ist und in dem tiefergehende Strategieänderungen beschlossen werden können.