Kraftwerkeaufnahme Sommer 2023

08.06.2023

Jahresabschluss - Umsatz und Ergebnis gestiegen Strom- und Erdgaspreise sinken

Umsatz und Ergebnis der Stadtwerke Flensburg haben sich im Jahr 2022 trotz Ukraine-Krieg und schwierigem Marktumfeld nach oben entwickelt. Neben dem operativen Geschäft haben die Stadtwerke in 2022 vier bedeutende Projekte für die Zukunftssicherung auf den Weg gebracht, die in den nächsten Jahren Investitionen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erfordern. Die Strompreise senken die Stadtwerke zum 1. September 2023 in der Region und bundesweit deutlich unter die Preisbremse von 40 ct/kWh. Die Erdgaspreise in Schleswig- Holstein werden zum gleichen Datum unter die Preisbremse von 12 ct/kWh gesenkt.

Im letzten Jahr waren die Herausforderungen für die gesamte Energiebranche erheblich und von zahlreichen äußeren Einflüssen geprägt. Während die Corona-Krise sich langsam ihrem Ende näherte, folgte im Februar 2022 mit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine der nächste bedeutende Einschnitt für die Unternehmen der Energiewirtschaft. So ist der Krieg auch mit weitreichenden Konsequenzen für die Energiebeschaffungsmärkte verbunden. Da weder Kohle noch Erdgas aus Russland importiert werden durften, vervielfachten sich die Beschaffungskosten für diese Rohstoffe, aber auch für CO2-Zertifikate, und bewegten sich in bisher nicht vorstellbare Dimensionen. Dies führte auch zu immens gestiegenen Beschaffungskosten für Strom an den einschlägigen Energiebörsen. Die Stadtwerke Flensburg haben darauf kurzfristig mit einer Anpassung der Beschaffungsstrategie und des Risikomanagements reagiert mit dem Ziel, Beschaffungsrisiken zu minimieren.

Der Staat wiederum versuchte mit der Mehrwertsteuerabsenkung im Oktober 2022, dem Aussetzen des Dezemberabschlags für Fernwärme und den Preisbremsen für Strom, Fernwärme und Erdgas ab 2023 die Auswirkungen für die Verbraucher abzudämpfen. Neben den preislichen Aspekten stand auch die Versorgungssicherheit im Fokus der politischen Bemühungen. Mit dem Notfallplan Gas und dem Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz sollten einer Gasmangellage vorgebeugt und die Versorgungssicherheit im Winter gewährleistet werden.

Im Netzgebiet der Stadtwerke Flensburg war dies ohnehin kein Thema. Durch den Weiterbetrieb von zwei Kohlekesseln konnten die Stadtwerke auf unterschiedliche Brennstoffe wie Steinkohle, Erdgas, Ersatzbrennstoffe, Holzhackschnitzel und, im Notfall, sogar leichtes Heizöl zur Wärmeversorgung zurückgreifen. So kam die Region gut durch den Winter und wurde von den Stadtwerken Flensburg immer sicher versorgt.

Auf Basis dieser Rahmenbedingungen und Herausforderungen haben die Stadtwerke das letzte Geschäftsjahr mit folgenden Ergebnissen abgeschlossen:

Jahresergebnis und Umsatz gestiegen

Mit einem Umsatz von 995 Millionen Euro blieb der Flensburger Energieversorger nur knapp unter der Schwelle von einer Milliarde Euro. Die Umsatzsteigerung von 42 % resultiert u.a. aus Absatz- und Umsatzsteigerungen im externen Stromgeschäft, insbesondere bei Geschäftskunden, sowie einem höheren Preisniveau im Endkundengeschäft.

Das Jahresergebnis nach Steuern stieg von 1,9 auf 43,1 Millionen Euro. Vor Steuern von 4,6 auf 66,6 Millionen Euro. Dirk Thole, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, erklärt den Zuwachs: „Es handelt sich hier um Sondereffekte aus dem Beschaffungs- und Handelsgeschäft außerhalb Flensburgs, die wir auch noch im nächsten Jahr sehen werden. Durch den vermehrten Einsatz von Kohle statt Erdgas im Kraftwerk und die etwas mildere Witterung konnten wir zusätzliche Gasmengen am Markt verkaufen und dadurch gute Erlöse erzielen. Mit diesem sehr guten Ergebnis konnten wird das unbefriedigende Ergebnis 2021 ausgleichen. Dieses Geld werden wir benötigen, um unsere Investitionen in die Klimaneutralität und den Fortschritt in der Region finanzieren zu können.“ Thorsten Kjärsgaard, Vorsitzender des Aufsichtsrates ergänzt: „Ich bin sehr froh über dieses gute Ergebnis, das wir trotz aller äußeren und nicht planbaren Umstände erwirtschaftet haben. Denn wir sprechen im Hinblick auf unsere künftigen Investitionen in Dekarbonisierung und Digitalisierung über einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe, der erst einmal aufgebracht werden muss. Einen Teil des Geldes werden wir auch zur Optimierung unserer betriebswirtschaftlichen Kennzahlen einsetzen und unsere Eigenkapitalquote verbessern. Dies ist eine unabdingbare Notwendigkeit, um die Finanzierbarkeit der künftigen Investitionen zu gewährleisten.“ Dirk Thole ergänzt: „An unsere Kunden haben wir auch gedacht und die Kostensteigerungen auf den Beschaffungsmärkten nicht in vollem Umfang weitergeben.“

Die einzelnen Produkt-Sparten der Stadtwerke haben sich unterschiedlich entwickelt.

Strom – nah an drei Terrawattstunden

Hier stieg der Absatz auf 2.737 Gigawattstunden (GWh), 21 % mehr als im Vorjahr. Inzwischen generieren die Stadtwerke rund 90 % ihres Stromabsatzes außerhalb Flensburgs. Der Absatzzuwachs im Stromgeschäft basiert besonders auf Strommengen im Geschäftskundenbereich. Im Heimatmarkt blieb der Stromabsatz quasi stabil.

Strom- und Erdgaspreise 2023

Zum 1. September 2023 senken die Stadtwerke Flensburg die Strompreise bundesweit und vor Ort deutlich unter die Strompreisbremse der Bundesregierung von 40 ct/kWh. Bisher lag der Stadtwerke-Preis in der Grundversorgung bei 43,33 ct/kWh. Bundesweit unterscheiden sich die Preise je nach Netzgebiet. Den exakten Preis der Grundversorgung veröffentlichen die Stadtwerke spätestens sechs Wochen bevor die Preissenkung in Kraft tritt. Bundesweit erhalten die Kunden ebenfalls rechtzeitig eine Information.

Auch der Erdgaspreis wird zum 01. September ebenfalls deutlich unter die Preisbremse gesenkt, die für Erdgas bei 12 ct/kWh liegt.

Erdgas – etwas weniger

Mit 1.729 GWh lag der Erdgas-Absatz um rund 8 % unter dem Vorjahr. Bis zum Ende des vergangenen Jahres haben die Stadtwerke Flensburg die bundesweite Belieferung der Erdgaskunden eingestellt und zogen sich aus dem Vertrieb von Erdgas für Produktkunden weitgehend zurück. Die Schleswig-Holsteiner Kunden werden weiter mit Erdgas versorgt. Da mehr als 90 % aller Flensburger an die Fernwärme angeschlossen sind, wird in Flensburg kein Erdgas geliefert.

Fernwärme – Verbrauch gesunken

Hier sank der Absatz um 10 % auf 913 GWh. Ein geändertes Verbrauchsverhalten von Haushalten und Unternehmen sowie mildere Temperaturen im Jahr 2022 stellen die Gründe dafür dar.

Wasser – wie immer

Der Wasserabsatz liegt mit 4,8 Millionen m3 in etwas auf dem Niveau der letzten 15 Jahre.

Glasfaser – rund 80 % ausgebaut oder im Betrieb

Die Stadtwerke bauen Flensburg, Glücksburg und Harrislee flächendeckend mit Glasfaser aus und haben mit 31 von 40 Stadtteilen rund 80 % des Ausbaugebietes bereits geschafft. Mehr als 8.300 Kunden sind aktuell schon am Netz und profitieren von der stabilen und leistungsstarken Datenübertragung der Glasfaser. Dies ist auch für die Wirtschaft vor Ort wichtig. Denn ein leistungsfähiges Internet ist ein wichtiger Wettbewerbs- und Zukunftsfaktor für die Region und ein Argument bzw. Grundvoraussetzung für die Ansiedlung neuer Unternehmen.

Von den Vorteilen der Glasfaserversorgung profitieren aber nicht nur die privaten und betrieblichen Nutzer, sondern auch die Umwelt. Im Vergleich zu anderen Internet-Zugangsnetz-Technologien sind Glasfaseranschlüsse im Energie- und Ressourcenverbrauch am sparsamsten und tragen zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei.

Mitarbeiter – Zahl

Die Zahl der Mitarbeitern lag mit 639 Stadtwerkern leicht über dem Vorjahr. 54 Auszubildende waren es in 2022 und 2021. Damit liegt die Ausbildungsquote bei über 8 Prozent.

Investitionen in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe

Am 1. Dezember 2022 hat die Ratsversammlung einstimmig zwei Dokumente verabschiedet, die den Weg der Stadtwerke zur Klimaneutralität festlegen. Das erste Dokument verpflichtet Flensburgs Energieversorger ab 2028 nur noch max. 50 %, ab 2032 noch max. 25 % und ab 2035 0 % der CO2-Mengen von 2019 auszustoßen. Wegfallende Leistungen werden durch CO2-freie, erneuerbare Energien ersetzt. Der zweite Beschluss beinhaltet einen Zeitplan, in dem ein aus heutiger Sicht sinnvoller Maßnahmenkatalog für den Klimaschutz aufgeführt ist. Verbunden mit dem Ratsbeschluss sind Investitionen in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe.

Der Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung wird in drei Phasen durchlaufen

  1. Kohleausstieg: Die GuD-Anlagen Kessel 12 und Kessel 13 reduzieren bereits 40 % der CO₂-Emissionen bei gleicher Erzeugungsleistung. Vier Kohlekessel werden dafür außer Betrieb genommen.
  2. „Elektrifizierung“: Basiert auf dem Einsatz von Power to Heat (P2H) Systemen. Diese Anlagen erzeugen Wärme mittels Strom aus erneuerbaren Energien. In diesem Jahr wird dafür ein zweiter Elektrodenheizkessel mit Wärmespeicher in Betrieb gehen. Danach folgen Großwärmepumpen.
  3. CO2-neutrale Energieträger: Aus heutiger Sicht sind das z.B. grüne Gase wie Wasserstoff. Die Kessel 12 und 13 sind darum für den Einsatz von z.B. grünem Wasserstoff vorbereitet.

Diese drei Haupthandlungsfelder können durch weitere Aktivitäten zur Klimaneutralität ergänzt werden, wenn sie für den Einsatz bei den Stadtwerken Flensburg geeignet sind. So prüfen die Stadtwerke aktuell mit dem dänischen Geothermieprojektierer Innargi, ob der Untergrund in der Region genügend Potential für eine klimaneutrale Wärmeerzeugung mit Erdwärme bietet.

Weitere Projekte können Photovoltaik, Solarthermie und Saisonspeicher sein.

Die schrittweise Umstellung der Fernwärme auf Klimaneutralität hat für Stadtwerke-Kunden einen entscheidenden Vorteil. Sie müssen keine fünfstelligen Beträge in den Austausch ihrer Heizungsanlagen investieren, sondern können sich darauf verlassen, dass die klimaneutrale Fernwärme von den Stadtwerken ins Haus geliefert wird.

Neben den Investitionen in den Klimaschutz wollen die Stadtwerke weitere Projekte für die Zukunftssicherung der Region auf den Weg bringen: So werden ein neuer, emissionsfreier Betriebshof für E-Busse aufgebaut, alle Haushalte und Betriebe mit Glasfaser versorgt und eine neue Stromleitung zur Anbindung an das deutsche Stromnetz gebaut.

Insgesamt investiert das Unternehmen dafür in den nächsten Jahren einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Diese bedeutenden Investitionen werden mit Eigen- und Fremdkapital finanziert. Die Stadt Flensburg belässt einen großen Teil der Ergebnisse bei den Stadtwerken.

Neben den Aktivitäten im Energiegeschäft sind die Stadtwerke Flensburg auch Träger der kommunalen Infrastruktureinrichtungen Hafen, Flughafen und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und gleichen bei Bedarf deren negative Ergebnisse aus. Insgesamt übernahmen die Stadtwerke im letzten Jahr ein Minus in Höhe von 4,3 Millionen Euro, vorrangig aus dem ÖPNV.