
18.07.2025
18.07.2025
Flensburg. Im Jahr 2024 erzielten die Stadtwerke Flensburg einen Umsatz von 865 Millionen Euro. Nach den herausfordernden Vorjahren, die von Sondereffekten, der Corona-Pandemie und geopolitischen Krisen geprägt waren, hat sich das Geschäftsumfeld normalisiert. Dies ermöglichte es den Stadtwerken Flensburg, ihre Geschäfte zu stabilisieren. Besonders hervorzuheben ist das erfolgreiche bundesweite Neukundengeschäft mit Stromkunden und der Wiedereinstieg in den Vertrieb an Erdgaskunden sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich.
Im Jahr 2024 hat der Flensburger Energieversorger seine Aktivitäten zur bundesweiten Neukundengewinnung wieder stärker in den Fokus gerückt. Der Erfolg zeigte sich in einem signifikanten Kundenzuwachs bei Strom und Erdgas. Mit mehr als 90.000 Neukunden aus dem gesamten Bundesgebiet konnte die Kundenzahl um fast 50% gesteigert werden. Diese Zuwächse tragen zur Stabilisierung des Geschäftes bei und werden sich vollständig erst in den Zahlen für das Jahr 2025 widerspiegeln.
Positive Marktbedingungen und Unsicherheiten
Die günstigeren Energiepreise im Vergleich zu den Jahren 2022 und 2023 trugen zur positiven Entwicklung bei, auch wenn sie das Niveau vor der Ukraine-Krise und Corona-Pandemie bei weitem noch nicht erreicht haben - und voraussichtlich wohl auch nicht wieder erreichen werden. Die Energiemärkte bleiben jedoch weiterhin von Unsicherheiten geprägt, insbesondere durch die andauernden Konflikte in der Ukraine, in Israel, im Iran und die politischen Entwicklungen in den USA.
Fortschritte bei erneuerbaren Energien
Unabhängig davon hat die Energiebranche den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben. Laut vorläufiger Zahlen wurden im Jahr 2024 insgesamt 283,8 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt, was einem Anteil von 58 % entspricht. Ihr Anteil am Bruttostromverbrauch belief sich auf gut 55 %. Besonders die Windenergie spielte mit einer Stromerzeugung von insgesamt 141,7 Mrd. kWh eine zentrale Rolle im deutschen Strommix. Auch die Stadtwerke Flensburg verfolgen mit ihrem Transformationsplan das Ziel, bis 2035 alle Flensburger Kunden mit grüner Fernwärme zu versorgen.
Ergebnis und Umsatz
Die Stadtwerke Flensburg haben einen Umsatz von 865 Mio. Euro erzielt, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 28 % bedeutet. Das war hauptsächlich bedingt durch einen um 21 % gesunkenen Absatz im Stromsegment (2.005 GWh) und einen Rückgang im Erdgasgeschäft, vorrangig aus dem Geschäftskundenbereich. Dazu trug auch das insgesamt niedrigere Preisniveau für Endverbraucher in beiden Bereichen bei. Dirk Thole, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, erklärt: „Wir haben uns nicht nur den Absatz, sondern auch die Ergebnisse einzelner Kunden genauer betrachtet und unser Geschäft auf dieser Basis konsolidiert und stabilisiert. Dies hat zunächst zu niedrigen Absätzen und Umsätzen geführt, ist aber der richtige Schritt in die Zukunft.“
Kundenzuwachs als Grundlage für künftiges Wachstum
Im Privatkundengeschäft konnten 2024 hohe Kundenzuwächse erzielt werden, die den Umsatz ab 2025 wieder ansteigen lassen und eine stabile Geschäftsgrundlage darstellen werden.
Im Heimatmarkt Flensburg, Glücksburg, Harrislee stieg der Stromabsatz mit rund 262 GWh um etwa 8 GWh im Vergleich zum Vorjahr.
Jahresergebnis nach Steuern (EAT)
Das Jahresergebnis nach Steuern (EAT) lag bei 10,5 Mio. Euro (97,3 Mio. Euro oder 90 % weniger als im Vorjahr). Dirk Thole kommentiert: „Das Jahr 2023 war von einmaligen Sondereffekten im Beschaffungs- und Handelsgeschäft außerhalb Flensburgs geprägt. Diese haben wir im Jahr 2024 nicht mehr gesehen und werden diese aller Wahrscheinlichkeit auch nicht wieder sehen. Es war jedoch sehr vorteilhaft, dass wir diese Mittel zur Stärkung unserer Eigenkapitalquote nutzen konnten, um unsere Finanzkraft für Investitionen in die Klimaneutralität und den damit verbundenen kompletten Umbau unserer Energieerzeugung zu erhöhen. Dafür sind wir unserem Gesellschafter der Stadt Flensburg sehr dankbar.“
Ein höheres Ergebnis war ursprünglich geplant, jedoch gab es Einschränkungen in den Erzeugungsanlagen und dem Stromverteilnetz, die dazu führten, dass die über den Bedarf in Flensburg geplanten Strommengen nicht produziert werden konnten. Dies verhinderte den Verkauf an den Märkten und die Auszahlung der Fördergelder, die die Stadtwerke Flensburg für die Stromproduktion in Kraft-Wärme-Kopplung erhalten. Die Förderung wird jedoch in den kommenden Jahren nachgeholt, so dass hier nichts verloren geht. In Bezug auf die Technik haben die Stadtwerke Maßnahmen umgesetzt, um die Stromerzeugung und das Verteilnetz zu stabilisieren.
Umwelt und Technik
Das Jahr war weiter geprägt von technischen Projekten im Rahmen des Transformationsplans zur Klimaneutralität. Mit Investitionen von rund einer halben Milliarde Euro wird das Unternehmen seine Fernwärme-Kunden mit CO2-neutraler Fernwärme vor der gesetzlichen Vorgabe beliefern, wenn die technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dies zulassen.
Um den erhöhten Anforderungen an die Technik gerecht zu werden, wurde im August 2024 die neue Position eines technischen Geschäftsführers geschaffen. Karsten Müller-Janßen leitet seitdem gemeinsam mit Dirk Thole die Geschicke des Unternehmens. Karsten Müller-Janßen freut sich über die Fortschritte: „Im letzten Jahr haben wir mehrere Projekte zur Klimaneutralität vorangetrieben, darunter die Inbetriebnahme eines zweiten 28-Millionen-Liter-Warmwasserspeichers sowie unseres zweiten Elektrodenheizkessels mit einer Leistung von 40 Megawatt. Zudem haben wir die Planungen für die Errichtung der ersten Großwärmepumpe so weit gebracht, dass wir Anfang 2025 den Vertrag für die Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der Module unterzeichnen konnten. Die Umsetzung für unsere neue 110.000 Volt-Anbindung an das deutsche Stromnetz gingen ebenfalls rasch vorwärts.“
Erdgas – Hoher Kundenzuwachs, Absatz stabil
Hier haben die Stadtwerke Flensburg den bundesweiten Vertrieb wieder aufgenommen und intensiviert, wodurch die Zahl der Privatkunden im Jahr 2024 nahezu verzehnfacht wurde, während der Absatz bei Geschäftskunden rückläufig war. Insgesamt blieb der Gesamtabsatz mit rund 727 GWh stabil auf Vorjahresniveau.
Fernwärme und Wasser – Verbrauch konstant
Der Fernwärmeabsatz blieb mit rund 890 GWh nahezu konstant auf Vorjahreshöhe (900 GWh). Der Wasserabsatz lag mit 4,9 Millionen m3 ebenfalls auf dem Niveau der Vorjahre.
Glasfaser – mehr als 90 % ausgebaut oder im Betrieb
Den flächendeckenden Glasfaserausbau in Flensburg, Glücksburg und Harrislee haben die Stadtwerke Flensburg konsequent vorangetrieben und fast abgeschlossen. Der Umsatz stieg um 16 % auf 7,8 Mio. Euro. Mehr als 16.000 oder 15% mehr Kunden als im Vorjahr sind unter Vertrag und profitieren von den Vorteilen der stabilen und leistungsstarken Glasfaser. Im Jahr 2025 werden die Stadtwerke Flensburg den Erstausbau abschließen, so dass sich jeder, der für die Zukunft gut gerüstet sein möchte, an die Glasfaser anschließen lassen kann. Die Stadtwerke Flensburg haben ihre Telekommunikationsprodukte kontinuierlich verbessert, ohne den Preis zu erhöhen.
Mitarbeiter
Die Zahl der Mitarbeitenden stieg auf 699. Dazu kamen 54 Auszubildende. Damit liegt die Ausbildungsquote konstant bei knapp 8 Prozent.
Töchter und Mutter
Die Stadtwerke Flensburg sind Muttergesellschaft der Töchter Aktiv Bus, Flensburger Hafen und Flughafen sowie der Flensburger Ladeinfrastrukturgesellschaft. Die Töchter verzeichneten 2024 einen Verlust von 6,6 Mio. Euro, im wesentlich geprägt durch das Geschäft der Tochter Aktiv Bus. Die Stadtwerke Flensburg haben von dem negativen Ergebnis anteilig 5 Mio. Euro übernommen.
Weiter führen die Stadtwerke Flensburg einen Gewinn von 10 Mio. Euro an ihre Mutter, die Stadt Flensburg, ab der der Stadt und der Region zugutekommt.
Ausblick 2025
Jörg Blumenberg, neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Flensburg, freut sich auf die zukünftigen Herausforderungen: „Für 2025 planen die Stadtwerke Flensburg sowohl im Privat- als auch im Geschäftskundenbereich bundesweit neue Kunden zu gewinnen und das Wachstum hier weiter fortzusetzen. Das ist auch aus strategischer Sicht eine wichtige Entscheidung, die wir als Aufsichtsrat gern mittragen.“
Die Energiepreise dürften sich weiter stabilisieren, wobei nicht vorhersehbare politische Änderungen die Lage verändern können.
Die technischen Aktivitäten werden im Wesentlichen von den großen Projekten zum Bau der ersten Großwärmepumpe, der Errichtung der 110.000 Volt-Stromleitung für die Anbindung an das deutsche Stromnetz sowie dem Bau des neuen Betriebshofes für Aktiv Bus geprägt sein. Aber auch die laufende Optimierung und Instandhaltung der Fernwärme-, Strom- und Wassernetze ist eine andauernde Aufgabe, die von der Öffentlichkeit durchaus wahrgenommen wird.