Lagebericht
II. Wirtschaftsbericht
1. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen
Das niedrigere Preisniveau im Erdgas-Großhandel und die etwas niedrigeren CO2-Preise im Berichtsjahr hatten großen Einfluss auf die Erzeugungsstruktur. Während Erdgaskraftwerke im Jahr 2024 geringfügig mehr Strom als im Vorjahr produzierten, nahm die Stromerzeugung aus Steinkohlekraftwerken deutlich um fast ein Drittel ab, die Braunkohleverstromung zeigte einen Rückgang um gut 8 Prozent. Nach vorläufigen Zahlen wurden 2024 mit 283,8 Mrd. kWh 58 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch – die für die Zielerreichung der Erneuerbaren Energien maßgebliche Quote – belief sich auf gut 55 Prozent. Die Windenergie war 2024 mit einer Stromerzeugung von insgesamt 141,7 Mrd. kWh der wichtigste Energieträger im deutschen Strommix, danach folgten die Braunkohle mit 79,0 Mrd. kWh und Erdgas mit 77,0 Mrd. kWh. Nur noch knapp dahinter folgt die Stromerzeugung aus Photovoltaik mit 72,0 Mrd. kWh.
Die energiewirtschaftlichen Marktentwicklungen hatten auch im Berichtsjahr unmittelbare Auswirkungen auf die Stadtwerke Flensburg. Denn die nach wirtschaftlichen Überlegungen ausgerichtete Fahrweise der Flensburger Kraftwerke basiert grundsätzlich auf den Prognosen der Marktpreisentwicklung für Strom, Erdgas, Kohle und CO2-Zertifikaten. Limitiert und begrenzt wird eine als wirtschaftlich vorteilhaft ermittelte Fahrweise allerdings durch die technische Umsetzbarkeit. Anlagenausfälle und weitere technische Restriktionen haben eine wirtschaftlich optimierte Fahrweise der Kraftwerksanlagen nicht immer möglich gemacht. So ist nicht zuletzt durch den längerfristigen Ausfall einer Gaserzeugungsanlage zur Sicherung der Versorgungssituation der vermehrte Einsatz eines Kohlekessels zu verzeichnen.
Für die Energieerzeugung am Standort werden auch im Jahr 2025 wie im Vorjahr Erdgas, aber insbesondere aus Gründen der Versorgungssicherheit auch weiterhin Kohle als Brennstoffe zum Einsatz kommen. Wegen der gesetzlichen Rahmenbedingungen wurden allerdings Ende März 2024 zwei der Bestands-Kohleverbrennungsanlagen außer Betrieb genommen. Dies dient auch dem übergeordneten Ziel, bis zum Jahr 2035 eine klimaneutrale Strom- und Fernwärmeerzeugung zu erreichen. Zur Umsetzung des Transformationsplanes hat das Unternehmen die Anschaffung einer Großwärmepumpe vorangetrieben und ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren durchgeführt. Ziel ist eine Inbetriebnahme in 2027.
Die im Vorjahr geltenden Preisbremsen für Strom, Erdgas und Wärme sind im Berichtsjahr und damit einhergehend auch die Entlastungen für die Bürger und Unternehmen entfallen. Auch die temporäre Senkung des Umsatzsteuersatzes für Lieferungen von Erdgas und Fernwärme wurde zum 31.03.2024 beendet.
In der Fernwärmeversorgung hat sich deshalb zu Beginn des Jahres der Fernwärmepreis erstmals in Anwendung der indexbasierten Preisänderungsklausel ohne Beachtung der Wärmepreisbremse gebildet. Verglichen mit dem Fernwärmepreis des Vorjahres ohne Preisbremseneffekt war der Fernwärmepreis im Berichtsjahr zwar moderat niedriger, aber kundenseitig hat der Entfall der Preisbremse zu einer deutlichen Erhöhung des Fernwärmepreises geführt. Wegen den weiter gesunkenen Preisen an den Energiemärkten, die in die Endkundenpreise eingeflossen sind, hat das Unternehmen erfreulicherweise die Kunden zum Jahresende über eine deutliche Senkung des Fernwärmepreises mit Wirkung zum Jahresbeginn 2025 informieren können.
Im Gasvertrieb, den die Stadtwerke Flensburg nur außerhalb ihres Versorgungsgebietes betreibt, konnte in 2024 das im Vorjahr wiederaufgenommene Geschäft sehr erfolgreich fortgesetzt werden. Die Kundenentwicklung im Gasvertrieb ist insbesondere im Bereich der Produktkunden sehr positiv. Die positive Entwicklung im Produktkundenbereich gilt auch für den Stromvertrieb. Aktuell kommen der Strom- und Gasvertrieb wieder auf Kundenzahlen, die in etwa dem Vorkrisenniveau entsprechen.
Der Glasfasernetzausbau im Versorgungsgebiet als infrastrukturelle Grundlage für die Teilhabe an der weiter fortschreitenden Digitalisierung ist auch im Jahr 2024 konsequent weiter fortgeführt worden. Diese, auch der Standortattraktivität Flensburgs dienende, Maßnahme wird im Gebiet der Stadt Flensburg nach derzeitigem Stand noch im Jahr 2025 beendet sein.
Es gilt weiterhin, dass für eine auch wirtschaftlich sinnvolle Umsetzung des Transformationsplans staatliche finanzielle Unterstützung erforderlich ist. BEW-Fördermittel für die Großwärmepumpe sind dementsprechend bewilligt oder beantragt. Ungeachtet dessen wird die KWK-Förderung, die die Rückflüsse auf die bereits getätigten Investitionen sichert, in den Jahresergebnissen des Unternehmens weiter eine wesentliche Ergebniskomponente darstellen.
2. Geschäftsverlauf
Die im Vergleich zu 2023 niedrigeren Gaspreise im Kurzfristhandel haben die Wettbewerbssituation der Gaskraftwerke erhalten können, wenngleich im Jahresverlauf 2024 wieder ein leichter Anstieg der Großhandelspreise zu beobachten war. Nachdem die installierte Leistung der Gaskraftwerke 2023 vor allem aufgrund der Inbetriebnahme der besonderen netztechnischen Betriebsmittel, die die Systemsicherheit im Netz unterstützen, deutlich angestiegen ist, ging diese 2024 geringfügig zurück. Auch in 2024 lag der Gaspreis allerdings deutlich über dem Vorkrisenniveau. Eine Rückkehr zu diesem Niveau erscheint ausgeschlossen. Der längerfristige Ausfall der GuD-Anlage „Kessel 12“ wie auch weitere technische Restriktionen haben im Jahr 2024 dazu geführt, dass eine deutlich geringere Stromproduktionsmenge als geplant erzeugt werden konnte. Einhergehend damit war die KWK-Förderung betroffen. Der Gesamtbetrag der realisierten KWK-Förderung hat sich im Vergleich zur geplanten Fördersumme deutlich verringert.
Die Abgabeverpflichtung für Emissionszertifikate bewegte sich auf dem erwarteten Niveau. Da sich die Beschaffungspreise seit längerem auf hohem Preisniveau bewegen, begegnet das Unternehmen dem durch eine langfristige Beschaffungsstrategie. So wird die gesamte Menge der voraussichtlich benötigten CO2-Zertifikate frühzeitig beschafft. Dabei werden im laufenden Jahr 2025 die spezifischen CO2 Emissionen je MWh Output (Nettostromproduktion und Fernwärmeproduktion im Kraftwerk) sinken, weil ganzjährig nur noch ein Kohlekessel in Betrieb sein wird.
Die aufgezeigten Rahmenbedingungen haben auch die Wärmeproduktion des Kraftwerks beeinflusst. Wie im Vorjahr hat dabei die erdgasseitige Bewirtschaftungsstrategie positive Auswirkungen auf die Deckungsbeitragssituation des Kraftwerks.
Auf der vertrieblichen Seite lagen in der Sparte Strom sowohl der Absatz als auch der Umsatz deutlich unter den Vorjahreszahlen. Die gegenüber dem Vorjahr deutlich günstigere Beschaffungssituation am Markt hat das Unternehmen in die Lage versetzt, erhebliche Kunden-Zugewinne in den Sparten Erdgas und Strom zu realisieren. Der angewachsene Kundenbestand wird im folgenden Geschäftsjahr in die Gesamtergebnissituation einfließen.
Wie in den Vorjahren hat sich der Geschäftsbereich Telekommunikation kontinuierlich entwickelt. Dies gilt für die Umsatzerwartungen und für die gesetzten strategischen Zielgrößen. Das Unternehmen wird die flächendeckende Erschließung der Stadt Flensburg, der benachbarten Stadt Glücksburg und der Gemeinde Harrislee mit Glasfaserleitungen voraussichtlich im Jahr 2026 abschließen können.
Bei der Fernwärme hat insbesondere die warme Witterung dazu geführt, dass die Absatzzahlen niedriger als geplant waren. Die Absatzzahlen im Wasserbereich blieben im Wesentlichen konstant.
Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass das Geschäftsjahr durch die Beschränkungen in den Erzeugungsanlagen und dem Stromverteilnetz geprägt war. Das erzielte Jahresergebnis liegt daher auch deutlich unter den Planerwartungen. Mit Abschluss des Geschäftsjahres konnten jedoch technische Maßnahmen umgesetzt werden, die derartige Restriktionen zukünftig verhindern sollten. Der starke Zuwachs im Bereich der Endkunden unterstreicht die Leistungsfähigkeit des Unternehmens in diesem Bereich. Von dieser gestärkten Ausgangslage werden insbesondere die folgenden Geschäftsjahre profitieren können.
3. Lage
Ertragslage
Die Preisentwicklungen an den Energiemärkten beeinflussen die Ertragslage wie in den Vorjahren im Wesentlichen. Das gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gesunkene Preisniveau bei insgesamt geringerer Volatilität hat sowohl positive Auswirkungen für die Energiebeschaffung der Kunden als auch für die des Kraftwerkparks. Dementsprechend liegen im Produktkunden- und Individualkundengeschäft die Kundenzahlen deutlich über denen des Vorjahres. Demgegenüber haben im Wesentlichen Anlagenausfälle und weitere technische Restriktionen dazu geführt, dass das Ergebnis deutlich unter dem für das Berichtsjahr geplanten Ergebnis liegt.
Insgesamt wurde im Geschäftsjahr 2024 ein Stromgesamtabsatz im Endkundengeschäft von 2.005 GWh er reicht. Das sind rund 520 GWh weniger als im Vorjahr. Im Absatzgebiet Flensburg, Glücksburg, Harrislee lag der Gesamtabsatz mit rund 262 GWh rund 8 GWh über dem Vorjahreswert. Im bundesweiten Stromvertrieb ist der Absatz erneut zurückgegangen. Die Absatzverluste gegenüber dem Vorjahr betragen rund 529 GWh, was im Wesentlichen auf einen Absatzrückgang bei den Individualkunden zurückzuführen ist. Insgesamt konnte ein Absatz von rund 1.743 GWh außerhalb des eigenen Versorgungsgebietes erzielt werden. Insgesamt erzielen die Stadtwerke Flensburg im Endkundengeschäft Strom ein Umsatzvolumen von 527,7 Mio. EUR (Vorjahr 762,1 Mio. EUR).
In der Sparte Erdgas steht einem deutlich gestiegenen Absatz im Produktkundenbereich ein entsprechender Absatzrückgang bei den Individualkunden entgegen. Ein Gesamtabsatz von rund 727 GWh entspricht dem Vorjahresabsatz. Insgesamt wurde im Endkundengeschäft Erdgas ein Umsatz von 51,4 Mio. EUR (Vorjahr 73,6 Mio. EUR) erwirtschaftet.
Der Fernwärmeabsatz lag mit rund 890 GWh in etwa auf Vorjahresniveau (900 GWh). Auf Grund des deutlich höheren Preisniveaus wurde der Vorjahresumsatz um 7,9 Mio. EUR übertroffen und liegt insgesamt in dieser Sparte bei 149,6 Mio. EUR (Vorjahr 141,7 Mio. EUR).
Der weiterhin konstante Wasserabsatz hat im Jahr 2024 erneut zu einem Absatzvolumen von rund 4,9 Mio. m³ geführt und bewegt sich somit auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt wurde in der Wassersparte im Geschäftsjahr ein Endkundenumsatz von 10,3 Mio. EUR (Vorjahr 9,4 Mio. EUR) erzielt.
Im Geschäftsbereich Telekommunikation wurde insgesamt ein Umsatz von 7,8 Mio. EUR erzielt, was eine Steigerung zum Vorjahresumsatz von 6,7 Mio. EUR von knapp 1,1 Mio. EUR bedeutet.
Nachdem das Umsatzniveau preisbedingt im Vorjahr die Marke von 1 Mrd. EUR überschritten hatte, bewegen sich die Umsatzerlöse im Berichtsjahr mit 864,9 Mio. EUR wieder unterhalb dieser Marke. Dies bedeutet einen Rückgang um 343,3 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr. Nach wie vor ist der Strombereich der größte Umsatzbereich.
Entwicklung der Umsatzerlöse
2019–2024
Die sonstigen betrieblichen Erträge haben sich mit einem Volumen von rund 34,7 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahreswert von 21,2 Mio. EUR erneut deutlich erhöht.
Entsprechend den gesunkenen Umsatzerlöse sind die damit verbundenen umsatzabhängigen Beschaffungsaufwendungen ebenfalls gesunken. Strom- und Erdgasbezug für das Endkundengeschäft sowie Aufwendungen für Netznutzung liegen dementsprechend unter den Vorjahreswerten. Insgesamt betragen die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe im Berichtsjahr 693,4 Mio. EUR. Der Aufwand für den Einsatz von Emissionsrechten ist im laufenden Geschäftsjahr mit einem Wert von 38 Mio. EUR erneut gegenüber dem Vorjahreswert von 40,4 Mio. EUR gesunken.
Der ebenfalls im Materialaufwand abgebildete Bezug von Fremdleistungen bewegt sich mit 22,8 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres. Das Volumen des Jahres 2024 enthält wie im Vorjahr vor allem die üblichen Revisionsarbeiten des Kraftwerks sowie die Maßnahmen zum Erhalt der netztechnischen Infrastruktur.
Bei leicht gestiegener Mitarbeiterzahl bewegt sich der Personalaufwand mit 56,3 Mio. EUR um 2,3 Mio. EUR über dem Vorjahresniveau. Zum Bilanzstichtag hatte das Unternehmen – ohne Auszubildende – eine Personalstärke von 699 Mitarbeitern (Vorjahr 655). Die Anzahl der Auszubildenden betrug 54 (Vorjahr 56).
Die Abschreibungen liegen mit rund 42,9 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres (41,9 Mio. EUR). Dabei unterliegen die Zugänge der beweglichen Wirtschaftsgüter im Anlagevermögen ab dem Geschäftsjahr 2020 der degressiven Abschreibung, wohingegen der bestehende Anlagenbestand mit Zugängen ab 2008 der linearen Abschreibungsmethode unterliegt.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen liegen mit einem Gesamtvolumen von rund 33,9 Mio. EUR auf Vorjahresniveau (33,1 Mio. EUR). Herausragende Positionen in diesem Bereich sind die Konzessionsabgabe, Fremdleistungen für Verwaltung und Vertrieb sowie Aufwände für die Zuführung zu Rückstellungen.
Aus der operativen Geschäftstätigkeit ergibt sich somit ein Ergebnis über alle Sparten von rund 14,7 Mio. EUR. Dieses Ergebnis liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau (169,1 Mio. EUR).
Operatives Ergebnis
2019–2024
Das negative Finanz- und Beteiligungsergebnis in Höhe von insgesamt 4,5 Mio. EUR liegt unter dem Vorjahreswert von 9,0 Mio. EUR. Die wertmäßig größte Position im Finanz- und Beteiligungsergebnis stellen die Aufwendungen aus Gewinnabführungsverträgen aus den mit einem Ergebnisübernahmevertrag verbundenen Tochtergesellschaften dar. Diese Verlustübernahmen belaufen sich im Jahr 2024 auf insgesamt 6,7 Mio. EUR, wobei der Schwerpunkt aus der steigenden Verlustübernahme des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs resultiert.
Zinsen und ähnliche Aufwendungen belasten das Ergebnis mit rund 2,9 Mio. EUR, wobei der wesentliche Anteil auf die Zinsen für aufgenommene Darlehen entfällt. Die Zinsen für Darlehen schlagen sich mit rund 1,5 Mio. EUR im Finanzergebnis nieder. Demgegenüber konnten die getätigten Finanzanlagen und liquiden Mittel einen Zinsertrag von 5,0 Mio. EUR erwirtschaften.
Nachdem das Vorjahr noch durch einmalige Ergebniseffekte aufgrund der deutlich volatileren Energiemärkte geprägt war und hierdurch ein außerordentlich hohes Ergebnis generiert werden konnte, waren diese Effekte im aktuellen Geschäftsjahr nicht mehr vorhanden. Hinzu kamen die technischen Beschränkungen in der Erzeugung und dem Transport von Energie am Kraftwerksstandort. Unter Berücksichtigung all dieser Effekte wurde insgesamt ein Ergebnis vor Steuern von rund 10,8 Mio. EUR erwirtschaftet, was einem Ergebnisrückgang zum Vorjahr um 149,2 Mio. EUR entspricht.
Ergebnis vor Steuern
2019–2024
Unter Berücksichtigung der Steuern vom Einkommen und vom Ertrag sowie der sonstigen Steuern beträgt der Jahresüberschuss 10,5 Mio. EUR.
Finanzlage
Das Ermittlungsschema der Kapitalflussrechnung folgt dem Deutschen Rechnungslegungsstandard DRS 21. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von -38,6 Mio. EUR (Vorjahr 206 Mio. EUR) ist sowohl beeinflusst durch die Veränderungen im operativen Cashflow als auch im Working Capital. Im operativen Cashflow wirken sich der Rückgang des Jahresüberschusses und die damit einhergehenden niedrigeren Ertragssteueraufwendungen aus. Die Veränderung des Working Capital wird durch die Veränderungen der Forderungen und Verbindlichkeiten geprägt.
Im Vergleich zum Vorjahr, welches durch eine hohe Investitionstätigkeit im Bereich des Finanzanlagevermögens geprägt war, ist der Mittelabfluss für Investitionen deutlich gesunken.
Der Cashflow aus Investitionstätigkeit beläuft sich auf 67,5 Mio. EUR und ist somit gegenüber dem Vorjahr um 92,8 Mio. EUR gesunken. Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit ist einerseits durch eine Kreditmittelaufnahme für die Finanzierung der Ladeinfrastruktur des neuen Busbetriebshofs bestimmt und zum anderen durch die Tilgungen auf die vorhandenen Bestandskredite, sowie die Ausschüttung an die Gesellschafterin.
Insgesamt bewegen sich die Finanzmittel stichtagsbezogen deutlich unter Vorjahresniveau.
Vermögenslage
Bei einer Bilanzsumme von 666,8 Mio. EUR bewegt sich das Gesamtvermögen der Stadtwerke Flensburg zum 31.12.2024 um 27,5 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert (694,3 Mio. EUR).
Als Energieversorgungsunternehmen mit eigenen Produktions- und Verteilungsanlagen weisen die Stadtwerke Flensburg eine hohe Anlagenintensität mit entsprechender Kapitalbindung auf. Den größten Anteil am Gesamtvermögen hat mit 483,8 Mio. EUR bzw. 72,6 Prozent (Vorjahr 454,3 Mio. EUR bzw. 65,4 Prozent) so auch das langfristig gebundene Anlagevermögen. Der Anstieg in den absoluten Werten ist im Wesentlichen durch die Wirkungen der noch im Bau befindlichen Großprojekte für eine 110 kV Deutschlandanbindung, sowie den Bau eines Betriebshofs für batterieelektrische Omnibusse begründet.
Das Umlaufvermögen hat einen Anteil von 178,1 Mio. EUR bzw. 26,7 Prozent (Vorjahr 33,9 Prozent) am Gesamt vermögen. Der Erhöhung der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stehen hierbei ein deutlich niedrigerer Bilanzwert für Emissionsrechte und der deutlich geringere Bestand an liquiden Mitteln gegenüber. In Summe sinkt der Wert des Umlaufvermögens zum Vorjahr um insgesamt 57,5 Mio. EUR.
Auf der Kapitalseite hat sich das Stammkapital um 94 Mio. EUR auf 150 Mio. EUR erhöht. Die Kapitalrücklagen sind mit 14,2 Mio. EUR unverändert geblieben. Die Veränderung bei den Gewinnrücklagen resultiert aus der Thesaurierung des Vorjahresergebnisses, sowie der Erhöhung des Stammkapitals. Es wurde nach Vorabausschüttung an die Gesellschafterin ein Bilanzgewinn von 5,5 Mio. EUR erzielt.
Das Niveau der Rückstellungen liegt um 21,8 Mio. EUR unter dem Vorjahr. Insbesondere die Auflösung von Drohverlustrückstellungen aus dem Endkundengeschäft tragen zu dem Rückgang der Rückstellungshöhe bei.
Die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten liegt mit 302,3 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres (301,2 Mio. EUR). Die Kreditaufnahme zur Finanzierung der Ladeinfrastruktur im Rahmen des Neubaus des Busbetriebshofs in Höhe von 15,0 Mio. EUR sowie der Anstieg der Kontokorrentkredite in Höhe von 19,3 Mio. EUR liegen insgesamt über der Tilgung von Bestandskrediten in Höhe von 12,8 Mio. EUR, was einen Anstieg der Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten in Höhe von 21,5 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Die Reduzierung der sonstigen Verbindlichkeiten in Höhe von 31,9 Mio. EUR begründet sich vor allem aus verminderten Verbindlichkeiten aus Steuern sowie aus deutlich niedrigeren Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit der Belieferung von Endkunden.
Lage der Tätigkeitsbereiche
Stromnetz:
Das Stromnetz der Stadtwerke Flensburg GmbH war im Jahr 2024 geprägt von dem Projekt der 110-kV Deutschlandanbindung, dem Zubau von neuen Solaranlagen im Netzgebiet und von der Einführung des neuen EEG-Abrechnungsmoduls von SAP.
Das Stromnetz erzielte Umsatzerlöse in Höhe von 76,4 Mio. EUR (Vorjahr 69,3 Mio. EUR). Es wurde ein Jahresüberschuss vor Vorabausschüttung im Strom netz von 1,0 Mio. EUR (Vorjahr 1,8 Mio. EUR) erwirtschaftet.
Die Investitionen ins Stromnetz betrugen 25,0 Mio. EUR (Vorjahr 11,5 Mio. EUR). Davon resultieren 21,0 Mio. EUR aus geleisteten Anzahlungen und Anlagen im Bau, wovon der größte Anteil für das Projekt 110-kV-Deutschlandanbindung bestimmt ist.
Durch die Erhöhung des Stammkapitals im Jahr 2024 und die entsprechende Segmentverteilung des Eigenkapitals hat sich im Stromnetz eine Kapitalerhöhung ohne Bilanzgewinn auf 40,3 Mio. EUR (Vor Jahr 14,2 Mio. EUR) ergeben.
Für das Jahr 2025 wird mit einem Jahresüberschuss im Stromnetz von 21,6 TEUR geplant.
Gasnetz:
Das Gasnetz der Stadtwerke Flensburg GmbH war im Jahr 2024 geprägt durch Veränderungen der Gasnetzanschlussnehmer. Flensburg hat mit zwei Gasanschlussnehmern ein kleines Gasnetz. Ein Gasnetzanschlussnehmer hat nach Insolvenzanmeldung im Herbst zum Jahresende 2024 seinen Betrieb eingestellt. Die Zukunft des Flensburger Gasnetz wird da her im Jahr 2025 thematisiert.
Das Gasnetz erzielte Umsatzerlöse in Höhe von 782,8 TEUR (Vorjahr 741,2 TEUR). Es wurde ein Jahresüberschuss vor Vorabausschüttung im Gasnetz von 23,4 TEUR (Vorjahr 40,3 TEUR) erwirtschaftet.
Durch die Erhöhung des Stammkapitals im Jahr 2024 und die entsprechende Segmentverteilung des Eigenkapitals hat sich im Gasnetz eine Kapitalerhöhung ohne Bilanzgewinn auf 493,4 TEUR (Vorjahr 407,8 TEUR) ergeben.
Für das Jahr 2025 wird mit einem Jahresüberschuss im Gasnetz von 128,6 TEUR geplant.
Messstellenbetrieb:
Der Messstellenbetrieb der Stadtwerke Flensburg GmbH hat sich im Jahr 2024 mit der neuen Kostenübernahme des Messtellenbetriebs für die intelligenten Messsysteme durch den Netzbetreiber beschäftigt. Die Abrechnung des Messtellenbetreibers erfolgt für die intelligenten Messsysteme ab 2024 zu 20 Prozent gegenüber den Lieferanten und zu 80 Prozent gegenüber den Netzbetreibern.
Der Messstellenbetrieb erzielte Umsatzerlöse in Höhe von 293,3 TEUR (Vorjahr 220,6 TEUR). Es wurde ein Jahresfehlbetrag für den Messstellenbetrieb von 267,6 TEUR (Vorjahr 293,4 TEUR) erwirtschaftet.
Durch die Erhöhung des Stammkapitals im Jahr 2024 und die entsprechende Segmentverteilung des Eigenkapitals hat sich für den Messstellenbetrieb eine Kapitalerhöhung ohne Bilanzgewinn auf 78 TEUR (Vorjahr 0 TEUR) ergeben.
Für das Jahr 2025 wird mit einem Jahresfehlbetrag für den Messstellenbetrieb von 826,2 TEUR geplant.
4. Forschung und Entwicklung
Die Stadtwerke betreiben aufgrund ihres Unternehmenszwecks und Aufgabenspektrums keine Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Nach wie vor besteht eine enge Kooperation mit den beiden Flensburger Hochschulen, im Rahmen derer Praktikumsplätze bereitgestellt und Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen betreut werden. Somit leisten Studenten dieser Hochschulen innovative Beiträge zu aktuellen Aufgabenstellungen und Vorhaben des Unternehmens und reale betriebswirtschaftliche und technische Herausforderungen des Unternehmens werden in die Hochschulen getragen.
5. Finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren, Nachhaltigkeit
Die von der Gesellschafterin im Jahr 2021 beschlossene Strategie „SWFL 21.X: Kurs grün + digital“ besteht unverändert fort. Die daraus abzuleitenden strategischen Handlungsfelder sind neben dem Handlungsfeld „Kunde“ die beiden Handlungsfelder „Dekarbonisierung“ und „Digitalisierung“, die die Grundlagen für die umzusetzenden Transformationspfade bilden. Der Grad der Erreichung der strategischen Ziele bildet den Maßstab, mit dem der Erfolg der Strategieumsetzung gemessen werden kann.
Die Strategie der Stadtwerke Flensburg umfasst zwei Pflichtziele, die im Rahmen der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eingehalten werden müssen, sowie fünf priorisierte Ziele.
Wesentliche Ziele sind die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität und die Entwicklung der digitalen Infrastruktur der Wirtschaftsregion Flensburg. Die erwirtschafteten Gewinne werden vorrangig zur Erreichung dieser Ziele eingesetzt.
Durch den Beschluss der Ratsversammlung der Stadt Flensburg vom Dezember 2022 hat die Verankerung des Pflichtziels „Klimaschutz“ eine weitere Verbindlichkeit erfahren. Nunmehr haben die Stadtwerke Flensburg dazu einen konkretisierenden Transformationsplan vorgelegt. Dieser beinhaltet die einzelnen Maßnahmen, mit denen eine klimaneutrale Energieversorgung erreicht und spätestens ab 2035 auf die Verwendung fossiler Brennstoffe bei der planmäßigen (Strom- und) Wärmeerzeugung verzichtet werden.
Mit den priorisierten Zielen werden die Elemente der verfolgten Unternehmensstrategie gewichtet. An erster Stelle steht das Ziel der Gewinnerzielung bzw. der Wirtschaftlichkeit. Die Verfolgung lediglich wirtschaftlich sinnvoller Maßnahmen sichert dabei den Renditeanspruch der Gesellschafterin und bildet die Basis zur Stärkung des anspruchsvollen Investitionsprogramms des Unternehmens. Mit einem Jahresüberschuss von 10,5 Mio. EUR wurde dieses Ziel im Jahr 2024 nur teilweise erfüllt.
Mit der Gewinnerzielung soll eine Stärkung der vorhandenen Unternehmenssubstanz einhergehen, um damit das langfristige Ertragspotenzial des Unternehmens zu sichern. Praktisch wird dies sowohl durch Erhaltungsmaßnahmen als auch durch Investitionen in die Infrastruktur mit Schwerpunkt in Produktions- und Netzanlagen dargestellt. Mit dem zwischenzeitlich in Betrieb genommenen Kessel 13, der geplanten Errichtung der Großwärmepumpe und weiteren im Kraftwerksbereich verfolgten Investitionsschwerpunkten sowie dem weiter vorangetriebenen lokalen Glasfaserausbau wird dieses Ziel konkretisiert.
An dritter Stelle steht das Ziel der Sicherstellung hochwertiger Arbeitsplätze in der Region. Damit verbunden ist die Arbeitsplatzsicherheit für die aktuelle Belegschaft. Die in den nächsten Jahren zu erwartenden altersbedingten Mitarbeiterabgänge stellen das Unternehmen ebenfalls vor Herausforderungen. Der regionale Stellen wert des Unternehmens als Ausbildungsunternehmen soll vor diesem Hintergrund gesichert und ausgebaut werden.
Als vierte Zielkategorie sind die Chancen der Dekarbonisierung und Digitalisierung durch wirtschaftlich sinnvolle und technisch machbare Maßnahmen zu heben, die über das Pflichtziel Klimaschutz hinausgehen. Ein wesentlicher Schritt in Richtung dieses Ziel ist der angestrebte Kohle- und Erdgasausstieg in Flensburg – zeitlich vor den gesetzlichen und technischen Anforderungen. Der vom Unternehmen vorgelegte Transformationsplan bildet hierfür die Grundlage. Die mit der angestrebten Transformation einhergehende staatliche Förderung ist die Grundlage für die notwendige Verbindung wirtschaftlich und ökologisch sinnvoller Aktivitäten.
An fünfter Stelle steht das Ziel, in der Region günstige und attraktive Preise anzubieten. Das Unternehmen, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Flensburg, leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Standortattraktivität