Lagebericht

II. Wirtschaftsbericht

1. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen

Die vom Gesetzgeber noch im Jahr 2022 auf den Weg gebrachten Maßnahmen zur Sicherstellung der Energieversorgung und zur Entlastung von Bürgern und Unternehmen als Reaktion auf die Energiekrise haben im Jahr 2023 ihre Wirkung entfaltet.
Im Strommarkt hat das energiepolitische Ziel des letzten Jahres, Erdgas in der Stromerzeugung einzusparen, auch im Berichtsjahr auf die Erzeugungsseite eingewirkt. Im Jahr 2023 war die wirtschaftliche Attraktivität des Einsatzes von Kohlekraftwerken, gestützt durch die Preisentwicklung an den Energiemärkten, ungebrochen.
Dies hatte auch unmittelbare Auswirkungen auf die Stadtwerke Flensburg. Die Einsatzweise der Bestandsanlagen des Kraftwerks war auch im Jahr 2023 geprägt durch einen vermehrten Einsatz der Kohleanlagen. Damit wiederum fielen der Einsatz der Erdgasanlagen und der Erdgasverbrauch geringer aus.
Für die Energieerzeugung am Standort werden auch im Jahr 2024 Erdgas, aber insbesondere aus Gründen der Versorgungssicherheit, auch weiterhin Kohle, als Brennstoffe zum Einsatz kommen. Die unverändert geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen erlauben es, wenigstens bis Ende März 2024 noch zwei der Kohleverbrennungsanlagen in Betrieb zu lassen. Dessen ungeachtet, bleibt es das übergeordnete Ziel, bis zum Jahr 2035 eine klimaneutrale Strom- und Fernwärmeerzeugung zu erreichen.
Der Transformationsplan, der die Grundlage zur Umsetzung des Ratsbeschlusses zur Klimaneutralität der Energieerzeugung der Stadtwerke Flensburg bis 2035 bildet und die aus heutiger Sicht hierfür sinnvollen technischen Maßnahmen beinhaltet, ist im abgelaufenen Geschäftsjahr finalisiert und den Gremien des Unternehmens sowie der Ratsversammlung vorgestellt worden.
Mit den zum März 2023 eingeführten und rückwirkend auch für Januar und Februar geltenden Preisbremsen für Strom, Erdgas und Wärme sind die Bürger und Unternehmen vom Gesetzgeber entlastet worden. Für die gesamte Branche und wie auch für das Unternehmen bedeutete die Umsetzung dieser Gesetzespakete eine große Herausforderung, die das Unternehmen angenommen und erfolgreich gestaltet hat. Die ursprünglich vorgesehene Verlängerung der Preisbremsen für Erdgas und Fernwärme über den 31. Dezember 2023 hinaus ist im Zuge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom November 2023 gesetzgeberisch nicht umgesetzt worden. Auch die temporäre Senkung des Umsatzsteuersatzes für Lieferungen von Erdgas und Fernwärme ist zum 31.03.2024 beendet.
In der Fernwärmeversorgung hat sich zu Beginn des Jahres der Fernwärmepreis erstmals in Anwendung der indexbasierten Preisänderungsklausel und unter Beachtung der Wärmepreisbremse gebildet. Zum Jahresende hat das Unternehmen die Kunden dann über die mit Wirkung zum Jahresbeginn 2024 greifende Preisanpassung informiert, wobei die gesunkenen Preise an den Energiemärkten in die Endkundenpreise eingeflossen sind. Als zusätzlich entlastende und der Bindung dienende Maßnahme ist den Kunden auf den sich errechnenden Grundpreis für 2023 ein Rabatt gewährt worden, der diesen in 2024 zu Gute kommt.
Für den Gasvertrieb haben die Stadtwerke Flensburg im Berichtsjahr eine Neubewertung der mit der bundesweiten Geschäftstätigkeit verbundenen Risiken vorgenommen. Da die mit der Energiekrise zusammenhängenden,
hochvolatilen Preisentwicklungen des Vorjahres an den Märkten nicht mehr beobachtet werden konnten, sind im Jahr 2023 die Vorbereitungen für eine Wiederaufnahme des Gasvertriebsgeschäfts getroffen worden. Zwischenzeitlich kann eine erfreuliche Kundenentwicklung im Gasvertrieb sowohl im Bereich der Produktkunden als auch im Bereich der Individualkunden verzeichnet werden. Auch im Stromvertrieb hat das Unternehmen seine Aktivitäten wieder verstärkt aufgenommen. Insgesamt konnte somit die stetige Verringerung der Kundenbasis außerhalb des Versorgungsgebiets im Berichtsjahr gestoppt werden. Aktuell kann der Strom- und Gasvertrieb wieder deutliche Kundenzuwächse vorweisen.
Der Glasfasernetzausbau im Versorgungsgebiet als infrastrukturelle Grundlage für die Teilhabe an der weiter fortschreitenden Digitalisierung ist auch im Jahr 2023 konsequent weiter fortgeführt worden. Diese auch der Standortattraktivität Flensburgs dienende Maßnahme wird spätestens im Jahr 2026 beendet sein.
Die mit der Umsetzung des Transformationsplanes verbundenen erheblichen finanziellen Vorleistungen wird die Stadtwerke Flensburg unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nur dann tragen können, wenn sie dabei durch erforderliche staatliche Maßnahmen finanziell unterstützt wird. Es bleibt abzuwarten, wie und in welchem Umfang dabei die Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds zur Verfügung stehen. Demgegenüber stellt die KWK-Förderung, die die Rückflüsse auf die bereits getätigten Investitionen sichert, in den Jahresergebnissen des Unternehmens weiter eine wesentliche Ergebniskomponente dar.

2. Geschäftsverlauf

Das Preisniveau für die Erdgasbeschaffung ist insbesondere im letzten Quartal des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gefallen. Diese Preisentwicklung ist im Wesentlichen auf die gelungene Kompensation
der weggefallenen russischen Gaslieferungen und dem damit verbundenen frühzeitigen Erreichen der gesetzlich vorgesehenen Füllstände der Gasspeicher zurückzuführen. Dementsprechend hat sich im Durchschnitt des Berichtsjahres der Spread zwischen Spot- und Terminpreisen wieder deutlich verringert. Gleichwohl lag der Gaspreis im abgelaufenen Geschäftsjahr immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. Dies zusammen mit der parallel verlaufenden Entwicklung des Kohlepreises hat auch im Jahr 2023 zu einem vermehrten Einsatz der Kohleanlagen geführt. Die Verschiebung der Inbetriebnahme der neuen GuD-Anlage Kessel 13 wie auch weitere technische Restriktionen haben auch im Jahr 2023 zu einer entsprechend geringeren Stromproduktionsmenge geführt. Soweit diese der KWK-Förderung unterliegt, entspricht damit der Gesamtbetrag der realisierten KWK-Förderung der geplanten Fördersumme. Demgegenüber konnten die für den Betrieb des Kessel 13 benötigten Erdgasmengen am Spotmarkt zu deutlich günstigeren als geplanten Preisen beschafft werden.
Die Verschiebung des Anlageneinsatzes hat wie im Vorjahr zur Folge, dass sich die Menge der Abgabeverpflichtung für Emissionszertifikate über dem erwarteten Niveau bewegte. Wegen des Preisverfalls lagen die Beschaffungskosten
für die entsprechenden Zertifikate im Berichtsjahr leicht unter denen des Vorjahres.
Die Wärmeproduktion des Kraftwerks wurde ebenfalls durch die aufgezeigten Rahmenbedingungen beeinflusst. Positive Auswirkungen auf die Deckungsbeitragssituation des Kraftwerks hat dabei nicht nur die seit dem
Jahr 2022 eingeführte erdgasseitige Bewirtschaftungsstrategie, bei der wie bei den anderen Einsatzstoffen auf eine risikooptimierte Sicherung gegen Preissteigerungen umgestellt wurde. Auch die verzögerte Inbetriebnahme
des Kessel 13 hat es ermöglicht, bei der Beschaffung der für den Betrieb notwendigen Erdgasmengen an den positiven börslichen Preisentwicklungen zu partizipieren und diese deutlich unter den geplanten Preisen zu erwerben.
Auf der vertrieblichen Seite waren sowohl der Absatz als auch der Umsatz wie erwartet insbesondere im Stromproduktkundenbereich gegenüber dem Vorjahr deutlich rückläufig. Die in weiten Teilen des Jahres 2023 schwierige Beschaffungssituation am Markt hat das Unternehmen wiederum vor hohe Herausforderungen gestellt. Wie im Vorjahr war das Jahr 2023 geprägt durch erhebliche Verluste von Produktkunden in den Sparten Erdgas und Strom. Die risikoorientierte Bewirtschaftung des Kundenbestandes hat dennoch dazu geführt, dass über alle Portfolien hinweg eine sehr gute Gesamtergebnissituation erzielt werden konnte. Hierzu beigetragen hat im Wesentlichen der durch die Kundenabgänge im Gasproduktkundensegment ermöglichte Verkauf von bereits
gesicherten Erdgasmengen.
Die kontinuierliche Entwicklung des Geschäftsbereichs Telekommunikation entspricht den Vorjahren. Dies gilt sowohl für die Umsatzerwartungen als auch für die gesetzten strategischen Zielgrößen. Das Unternehmen wird die flächendeckende Erschließung der Stadt Flensburg sowie der unmittelbar benachbarten Stadt Glücksburg und der Gemeinde Harrislee mit Glasfaserleitungen voraussichtlich spätestens im Jahr 2026 abschließen können.
Bei der Fernwärme haben spürbare Einsparbemühungen der Kunden, aber auch die Witterung, dazu geführt, dass die Absatzzahlen niedriger als geplant waren. Die Umsatzerlöse bei der Fernwärme lagen, bedingt durch die Entwicklung der Endkundenpreise, dennoch deutlich über dem Vorjahresniveau. Die Absatzzahlen im Wasserbereich blieben im Wesentlichen konstant.

 

3. Lage

Ertragslage

Die Ertragslage ist wie in den Vorjahren im Wesentlichen geprägt durch die Preisentwicklungen an den Energiemärkten. Das insgesamt gegenüber dem Vorjahr sinkende Preisniveau bei nachlassender Volatilität hat sowohl positive Auswirkungen für die Energiebeschaffung der Kunden als auch für die des Kraftwerkparks. Zudem konnten durch die Kundenabgänge im Gasproduktkundengeschäft bereits gesicherte Gasmengen auf einem hohen Preisniveau veräußert werden. Demgegenüber sind insbesondere im Produktkundengeschäft die Kundenzahlen deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Insgesamt wurde im Geschäftsjahr 2023 ein Stromgesamtabsatz im Endkundengeschäft von 2.525 GWh erreicht. Das sind rd. 211 GWh oder 8 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Absatzgebiet Flensburg, Glücksburg, Harrislee lag der Gesamtabsatz mit rd. 254 GWh rd. 14 GWh unter dem Vorjahreswert. Im bundesweiten Stromvertrieb ist der Absatz erneut deutlich zurückgegangen. Die Absatzverluste gegenüber dem Vorjahr betragen 197 GWh, die im Wesentlichen durch einen Absatzrückgang um 243 GWh bei den Produktkunden begründet sind. Diesem steht eine Absatzsteigerung um rd. 31 GWh bei den Individualkunden gegenüber. Insgesamt konnte ein Absatz von rd. 2.272 GWh außerhalb des eigenen Versorgungsgebietes erzielt werden. Insgesamt erzielen die Stadtwerke Flensburg im Endkundengeschäft Strom ein Umsatzvolumen von 762,1 Mio. EUR.
Mit der deutlich weiter reduzierten Endkundenanzahl geht in der Sparte Erdgas ein entsprechender Absatzrückgang einher. Mit einem Gesamtabsatz von rd. 724 GWh wurde der Vorjahresabsatz um 1.005 GWh erneut deutlich unterschritten. Insgesamt wurde im Endkundengeschäft Erdgas ein Umsatz von 73,6 Mio. EUR erwirtschaftet.
Der Fernwärmeabsatz lag mit rd. 900 GWh in etwa auf Vorjahresniveau (913 GWh). Auf Grund des deutlich höheren Preisniveaus wurde der Vorjahresumsatz um 48,1 Mio. EUR übertroffen und liegt insgesamt in dieser Sparte bei 141,7 Mio. EUR.
Der weiterhin konstante Wasserabsatz hat im Jahr 2023 erneut zu einem Absatzvolumen von rd. 4,9 Mio. m³ geführt und bewegt sich somit auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt wurde in der Wassersparte im Geschäftsjahr ein Endkundenumsatz von 9,4 Mio. EUR erzielt.
Im Geschäftsbereich Telekommunikation wurde insgesamt ein Umsatz von 6,7 Mio. EUR erzielt, was eine Steigerung zum Vorjahr von knapp 0,8 Mio. EUR bedeutet.
Der Unternehmensumsatz hat 2023 bedingt durch das Preisniveau und die Höhe der Umlagen erstmals die Marke von 1 Mrd. EUR überschritten. Insgesamt wurden Umsatzerlöse in Höhe von 1.208,2 Mio. EUR erwirtschaftet. Dies bedeutet eine Steigerung um 213,4 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr. Nach wie vor ist der Strombereich der größte Umsatzbereich.

Entwicklung der Umsatzerlöse

2018–2023

Umsatzerlöse im Verlauf

Die sonstigen betrieblichen Erträge haben sich mit einem Volumen von 21,2 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahreswert von 10,9 Mio. EUR annähernd verdoppelt. Hierbei sind Abweichungen zum Vorjahr im Wesentlichen auf die Zunahme der Erträge aus der Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 5,4 Mio. EUR, die Erlöse aus der Zuschreibung der Beteiligung an der AWZ GmbH von 3,0 Mio. EUR sowie die Entlastungen aus der Energiepreisbremse für eigene Netzanlagen von 0,9 Mio. EUR zurückzuführen.
Entsprechend dem Anstieg der Umsatzerlöse sind die damit verbundenen umsatzabhängigen Beschaffungsaufwendungen ebenfalls angewachsen. Strom- und Erdgasbezug für das Endkundengeschäft sowie Aufwendungen für Netznutzung liegen dementsprechend über den Vorjahreswerten. Insgesamt sind die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe auf ein Volumen von 870,8 Mio. EUR angewachsen. Der im Vorjahr noch deutlich angestiegene Aufwand für den Einsatz von CO2-Zertifikaten ist im laufenden Geschäftsjahr von vormals 41,5 Mio. EUR auf 40,4 Mio. EUR leicht gesunken.
Der ebenfalls im Materialaufwand abgebildete Bezug von Fremdleistungen bewegt sich mit 22,5 Mio. EUR auf dem Niveau des Vorjahres. Das Volumen des Jahres 2023 enthält wie im Vorjahr vor allem die üblichen Revisionsarbeiten des Kraftwerks sowie die Maßnahmen zum Erhalt der netztechnischen Infrastruktur.
Bei leicht gestiegener Mitarbeiterzahl bewegt sich der Personalaufwand mit 54,0 Mio. EUR um 5,5 Mio. EUR über dem Vorjahresniveau. Zum Bilanzstichtag hatte das Unternehmen – ohne Auszubildende – eine Personalstärke von 655 Mitarbeitenden (Vorjahr 639). Die Anzahl der Auszubildenden betrug 56 (Vorjahr 54).
Die Abschreibungen liegen mit rd. 41,9 Mio. EUR um 9,7 Mio. EUR über dem Vorjahr. Dabei unterliegen die Zugänge der beweglichen Wirtschaftsgüter im Anlagevermögen ab dem Geschäftsjahr 2020 der degressiven Abschreibung, wohingegen der bestehende Anlagenbestand mit Zugängen ab 2008 der linearen Abschreibungsmethode unterliegt.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen liegen mit einem Gesamtvolumen von rd. 33,1 Mio. EUR über dem Vorjahresniveau (26,6 Mio. EUR). Herausragende Positionen in diesem Bereich sind die Konzessionsabgabe, Fremdleistungen für Verwaltung und Vertrieb sowie Aufwände für die Zuführung zu Rückstellungen.
Aus der operativen Geschäftstätigkeit ergibt sich somit ein Ergebnis über alle Sparten von rd. 169,1 Mio. EUR. Dieses Ergebnis liegt mit 94,5 Mio. EUR erneut deutlich über dem Vorjahres-niveau (74,6 Mio. EUR).

Operatives Ergebnis

2018–2023

Operatives Ergebnis

Das negative Finanz- und Beteiligungsergebnis in Höhe von insgesamt 9,0 Mio. EUR liegt über dem Vorjahreswert von 8,0 Mio. EUR. Die wertmäßig größte Position im Finanz- und Beteiligungsergebnis stellen die Aufwendungen aus den Ergebnisübernahmeverträgen der verbundenen Tochtergesellschaften dar. Diese Verlustübernahmen belaufen sich im Jahr 2023 auf insgesamt 4,4 Mio. EUR, wobei der Schwerpunkt aus der steigenden Verlustübernahme des Öffentlichen Nahverkehrs resultiert. Zudem belastet die Abschreibung auf die Wertansätze der Beteiligungen und der Ausleihungen an Beteiligungen mit 4,4 Mio. EUR das Finanzergebnis.
Zinsen und ähnliche Aufwendungen belasten das Ergebnis mit rd. 4,5 Mio. EUR, wobei der wesentliche Anteil auf die Zinsen für aufgenommene Darlehen entfällt. Die Zinsen für Darlehen schlagen sich mit rd. 3,3 Mio. EUR im Finanzergebnis nieder. Demgegenüber konnten auf Grund der positiven Zinsentwicklung und der sehr guten Liquiditätslage Zinserlöse in Höhe von 4,1 Mio. EUR erzielt werden.
Unter Berücksichtigung all dieser Effekte wurde insgesamt ein Ergebnis vor Steuern von 160,1 Mio. EUR erwirtschaftet, was eine Steigerung zum Vorjahr um 93,4 Mio. EUR bedeutet.

Ergebnis vor Steuern

2018–2023

Ergebnis vor Steuern

Unter Berücksichtigung der Steuern vom Einkommen und vom Ertrag sowie der sonstigen Steuern beträgt der Jahresüberschuss 107,9 Mio. EUR.

 

Finanzlage
Das Ermittlungsschema der Kapitalflussrechnung folgt dem Deutschen Rechnungslegungsstandard DRS 21. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von 206,0 Mio. EUR (Vorjahr 146,9 Mio. EUR) ist sowohl beeinflusst durch die Veränderungen im operativen Cashflow als auch im Working Capital. Im operativen Cashflow wirken sich die Steigerung des Jahresüberschusses und die damit einhergehenden höheren Ertragssteueraufwendungen aus.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Mittelabfluss für Investitionen deutlich gestiegen. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit beläuft sich auf 160,3 Mio. EUR und ist somit gegenüber dem Vorjahr um 108,3 Mio. EUR gesunken.
Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit ist einerseits durch eine Kreditmittelaufnahme für den weiteren Breitbandausbau bestimmt und zum anderen durch die Tilgungen auf die vorhandenen Bestandskredite.
Insgesamt bewegen sich die Finanzmittel stichtagsbezogen auf Vorjahresniveau.


Vermögenslage
Bei einer Bilanzsumme von 694,3 Mio. EUR bewegt sich das Gesamtvermögen der Stadtwerke Flensburg zum 31.12.2023 um 107,9 Mio. EUR über dem Vorjahreswert (586,4 Mio. EUR).
Als Energieversorgungsunternehmen mit eigenen Produktions- und Verteilungsanlagen weisen die Stadtwerke Flensburg eine hohe Anlagenintensität mit entsprechender Kapitalbindung auf. Den größten Anteil am Gesamtvermögen hat mit 454,3 Mio. EUR bzw. 65,4 Prozent (Vorjahr 339,1 Mio. EUR bzw. 57,9 Prozent) so auch das langfristig gebundene Anlagevermögen. Der Anstieg in den absoluten Werten ist im Wesentlichen durch die Wirkungen des laufenden Kraftwerkprojekts Kessel 13 begründet sowie dem Erwerb von Wertpapieren des Anlagevermögens.
Das Umlaufvermögen hat einen Anteil von 235,5 Mio. EUR bzw. 33,9 Prozent (Vorjahr 41,5 Prozent) am Gesamtvermögen. Der leichte Rückgang gegenüber dem Vorjahr resultiert im Wesentlichen aus dem stichtagsbezogenen
niedrigeren Bestand an Forderungen gegenüber den Endkunden sowie einem zum Stichtag niedriger bewerteten Kohlebestand.
Auf der Kapitalseite sind Stammkapital und Kapitalrücklagen in Höhe von 70,2 Mio. EUR unverändert geblieben. Die Erhöhung bei den Gewinnrücklagen resultiert aus der Thesaurierung des Vorjahresergebnisses. Es wurde – nach Vorabausschüttung an die Gesellschafterin – ein Bilanzgewinn von 103,9 Mio. EUR erzielt. Die damit ermöglichte Thesaurierung eines wesentlichen Ergebnisanteils erlaubt einen Ausbau der Eigenkapitalausstattung, der die Risikotragfähigkeit des Unternehmens weiter stabilisiert und dessen Finanzierungsfähigkeit stärkt.
Das Niveau der Rückstellungen liegt um 32,8 Mio. EUR über dem Vorjahr. Die Erhöhung resultiert im Wesentlichen aus der Rückstellung für Steuern vom Einkommen und vom Ertrag.
Die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten ist gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 22,4 Mio. EUR gesunken. Dabei sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten mit 39,1 Mio. EUR am stärksten gesunken. Neben der Kreditaufnahme zur Finanzierung des Breitbandausbaus in Höhe von 20,0 Mio. EUR beeinflussen insbesondere die Tilgungen der Bestandskredite für die Kessel 12 und 13 in Höhe von 44,3 Mio. EUR sowie die Tilgung weiterer Bestandskredite in Höhe von 15,5 Mio. EUR diese Bilanzposition. Der Anstieg bei den sonstigen Verbindlichkeiten in Höhe von 17,4 Mio. EUR begründet sich vor allem aus den Verbindlichkeiten aus Steuern, der Verbindlichkeit aus der vorzeitigen Kaufpreiszahlung für die zum 01.01.2024 erfolgte Veräußerung der AWZ GmbH sowie aus Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit der Belieferung von Endkunden.

4. Forschung und Entwicklung

Die Stadtwerke betreiben aufgrund ihres Unternehmenszwecks und Aufgabenspektrums keine Forschungsund Entwicklungsabteilung. Nach wie vor besteht eine enge Kooperation mit den beiden Flensburger Hochschulen,
im Rahmen derer Praktikumsplätze bereitgestellt und Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen betreut werden. Somit leisten Studenten dieser Hochschulen innovative Beiträge zu aktuellen Aufgabenstellungen und Vorhaben des Unternehmens und reale betriebswirtschaftliche und technische Herausforderungen des Unternehmens werden in die Hochschulen getragen.

5. Finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren

Die vom Gesellschafter im Jahr 2021 beschlossene Strategie „SWFL 21.X: Kurs grün + digital“ besteht unverändert fort. Die daraus abzuleitenden strategischen Handlungsfelder sind neben dem Handlungsfeld „Kunde“ die beiden Handlungsfelder „Dekarbonisierung“ und „Digitalisierung“, die die Grundlagen für die umzusetzenden Transformationspfade bilden. Der Grad der Erreichung der strategischen Ziele bildet den Maßstab, mit dem der Erfolg der Strategieumsetzung gemessen werden kann.
Die Strategie der Stadtwerke Flensburg umfasst zwei Pflichtziele, die im Rahmen der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eingehalten werden müssen, sowie fünf priorisierte Ziele.
Wesentliche Ziele sind die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität und die Ent-wicklung der digitalen Infrastruktur der Wirtschaftsregion Flensburg. Die erwirtschafteten Gewinne werden vorrangig zur Erreichung dieser Ziele eingesetzt.
Durch den Beschluss der Ratsversammlung der Stadt Flensburg vom Dezember 2022 hat die Verankerung des Pflichtziels „Klimaschutz“ eine weitere Verbindlichkeit erfahren. Nunmehr haben die Stadtwerke Flensburg dazu einen konkretisierenden Transformationsplan vorgelegt. Dieser beinhaltet die einzelnen Maßnahmen, mit denen eine klimaneutrale Energieversorgung erreicht und spätestens ab 2035 auf die Verwendung fossiler Brennstoffe bei der planmäßigen (Strom- und) Wärmeerzeugung verzichtet werden.
Mit den priorisierten Zielen werden die Elemente der verfolgten Unternehmensstrategie gewichtet. An erster Stelle steht das Ziel der Gewinnerzielung bzw. der Wirtschaftlichkeit. Die Verfolgung lediglich wirtschaftlich sinnvoller Maßnahmen sichert dabei den Renditeanspruch der Gesellschafterin und bildet die Basis zur Stärkung des anspruchsvollen Investitionsprogramms des Unternehmens. Mit einem Jahresüberschuss von 107,9 Mio. EUR wurde dieses Ziel im Jahr 2023 erneut überdurchschnittlich erfüllt.
Mit der Gewinnoptimierung soll eine Stärkung der vorhandenen Unternehmenssubstanz einhergehen, um damit das langfristige Ertragspotenzial des Unternehmens zu sichern. Praktisch wird dies sowohl durch Erhaltungsmaßnahmen als auch Investitionen in die Infrastruktur mit Schwerpunkt in Produktions- und Netzanlagen dargestellt. Mit dem Ende 2023 in Betrieb genommenen Kessel 13 und weiteren im Kraftwerksbereich verfolgten Investitionsschwerpunkten, wie z. B. der Errichtung eines zweiten Wärmespeichers sowie dem weiter vorangetriebenen lokalen Glasfaserausbau, wird dieses Ziel konkretisiert.
An dritter Stelle steht das Ziel der Sicherstellung hochwertiger Arbeitsplätze in der Region. Damit verbunden ist die Arbeitsplatzsicherheit für die aktuelle Belegschaft. Der mit dem Ablösen der kohlebefeuerten durch gasbefeuerte
Anlagen einhergehende verminderte Bedarf an Stellen wird sozialverträglich im Rahmen der natürlichen Fluktuation sowie der Altersstruktur umgesetzt. Darüber hinaus soll der regionale Stellenwert des Unternehmens als Ausbildungsunternehmen gesichert werden.
Als vierte Zielkategorie sind die Chancen der Dekarbonisierung und Digitalisierung durch wirtschaftlich sinnvolle und technisch machbare Maßnahmen zu heben, die über das Pflichtziel Klimaschutz hinausgehen. Ein
wesentlicher Schritt in Richtung dieses Ziel ist der angestrebte Kohle- und Erdgasausstieg in Flensburg – zeitlich vor den gesetzlichen und technischen Anforderungen. Der nunmehr vom Unternehmen vorgelegte, finale
Transformationsplan bildet hierfür die Grundlage. Durch das bereits erwähnte Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom November 2023 stehen allerdings die mit dem Projekt verbundenen Förderszenarien, die eine Verbindung wirtschaftlich und ökologisch sinnvoller Aktivitäten bedeuten, auf dem Prüfstand.
An fünfter Stelle steht das Ziel, in der Region günstige und attraktive Preise anzubieten. Das Unternehmen, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt Flensburg, leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Standortattraktivität.
Erstmals mit Wirkung zum 1. Januar 2024 wurden die Fernwärmepreise automatisch auf Basis einer kostenbasiert ausgestalteten Preisänderungsklausel angepasst, die indexbezogen die Entwicklung der Wärmekosten abbildet.