Lagebericht

II. Wirtschaftsbericht

1. Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene Rahmenbedingungen

Eine Vielzahl von in 2020 angestoßenen gesetzgeberischen Maßnahmen hatten auch für 2021 noch unmittel bare Auswirkungen. So hatte etwa die zur Stabilisierung der Wirtschaft ausgesetzte Insolvenz-antragspflicht  auch in 2021 noch Bestand.

Der Strommarkt ist auf der Erzeugungsseite weiterhin geprägt durch einen weiter gewachsenen, hohen An teil der Erneuerbaren Energien. Den größten Anteil hatte dabei wiederum die Windenergie. Die hochvolatile  Preisentwicklung an den Energiemärkten, insbesondere im 4. Quartal, hat zu einem vermehrten Einsatz der  Kohlekraftwerke geführt. Die Gaskraftwerke sind zum Teil aus der Merit-Order gedrängt worden, so dass deren  Anteil an der Stromerzeugung geringer ausfiel.

Diese Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Stadtwerke Flensburg. So war es vor allem die Preissi tuation beim Erdgas, die in der zweiten Jahreshälfte zu einer veränderten – gegenüber der noch in der Planung  unterstellten – Einsatzweise der Bestandsanlagen des Kraftwerks führte. Mit einem deutlich stärkeren Einsatz  der Kohleanlagen fielen der Einsatz der Gasanlagen und der Gasverbrauch geringer und damit verbunden die  CO2-Emmissionen höher aus.

Für die Energieerzeugung am Standort werden auch in 2022 sowohl Kohle als auch Erdgas als Brennstoffe zum  Einsatz kommen. Das Ziel bleibt es, das Ende der Ära der kohlenbasierten Strom- und Fernwärmeerzeugung  vor dem nationalen Ziel im Jahr 2038 erreichen zu wollen.

Vor dem Hintergrund des „Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung und Änderung  weiterer Gesetze“ (Kohleausstiegsgesetz) vom 08.08.2020 verbleibt perspektivisch eine Kohleverbrennungsan lage – von heute drei Anlagen – nach Inbetriebnahme des aktuell in der Umsetzung befindlichen GuD-Projekts  erhalten. Aufgrund der weit in die Zukunft reichenden Regelungen wird eine echte Einschränkung oder Hand lungsbegrenzung für die verbleibende Bestandsanlage nicht erwartet.

Die mit der Investitionsentscheidung verbundene Förderung ist durch das aktuell geltende Kraft-Wärme-Kopp lungsgesetz (KWKG) weiterhin sichergestellt. Die im Vorjahr diskutierte Rücknahme des Vorbescheids ist nicht  umgesetzt worden.

Mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes im August 2021 hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben verschärft und das Ziel der Treibhausneutralität auf das Jahr 2045 festgelegt. Des Weiteren werden mit dem  geänderten Klimaschutzgesetz die Zielvorgaben für das Jahr 2030 gesenkt. So steigt das Minderungsziel für  2030 um 10 Prozentpunkte auf 65 Prozent für Deutschland. Diese höheren Zielvorgaben wirken sich auch auf  die CO2-Minderungsziele bis zum Jahr 2030 in den einzelnen Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr,  Gebäudebereich und Landwirtschaft aus.

Die Maßnahmen zur Umsetzung des nationalen Brennstoffemissionshandeslgesetzes sind vom Unternehmen  ergriffen worden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden erstmals im nationalen Emissionshandel Zertifikate  für die in Verkehr gebrachten Brennstoffemissionen erworben.

Im Strom- und Gasvertrieb haben die Stadtwerke Flensburg auch im Jahr 2021 weitere Kunden für ihr Angebot  gewinnen können. Dies gilt sowohl im Bereich der Produktkunden, aber ebenso im Bereich der Individualkun den, die preislich individuell zugeschnittene Vereinbarungen erhalten.

Stadtwerke Flensburg hat in 2021 weiterhin konsequent das Ziel verfolgt, im Versorgungsgebiet ein flächende ckendes Glasfasernetz aufzubauen. Es gilt, allen Interessenten die infrastrukturelle Grundlage für die Teilhabe  an der weiter fortschreitenden Digitalisierung zu ermöglichen.

Mit den zuvor genannten Maßnahmen in den Bereichen Erzeugung und Telekommunikation erbringen die  Stadtwerke Flensburg erhebliche finanzielle Vorleistungen in Erwartung ökologischer und ökonomischer Ef fekte in der Zukunft. Während bei den Erzeugungsanlagen mit der KWK-Förderung zeitnahe Rückflüsse auf die  getätigten Investitionen zu erwarten sind, liegt die Erwartung für die Rückflüsse im Bereich der Telekommuni kation deutlich weiter in der Zukunft. Die KWK-Förderung stellt in den Jahresergebnissen des Unternehmens  weiter eine wesentliche Ergebniskomponente dar, die sich jedoch mit den realisierten Förderbeträgen für die  Zukunft verringert.

2. Geschäftsverlauf

Das in 2020 vorherrschende niedrige Preisniveau für die Gasbeschaffung hat sich in 2021 nicht fortgesetzt. Die Preisentwicklung ist insbesondere durch eine weltweite hohe Nachfrage bei begrenzten Kapazitäten geprägt.  Im Verlauf des dritten und besonders des vierten Quartals hat das Preisniveau überproportional angezogen. Die Spotpreise lagen erheblich über den zuvor erwarteten Termin- und damit Planpreisen. Der hohe Gaspreis ließ  den Einsatz der Gasanlagen wirtschaftlich unattraktiver werden als der der Kohleanlagen. Mit dem niedrigeren  Einsatz der Gasanlagen war auch eine entsprechende geringere Stromproduktionsmenge verbunden, die einer KWK-Förderung unterliegt. Damit hat sich der Gesamtbetrag der realisierten KWK-Förderung gegenüber dem  Vorjahr verringert.

Die Menge der Abgabeverpflichtung für Emissionszertifikate bewegte sich durch die Verschiebung des Anlageneinsatzes über dem erwarteten Niveau. Zusätzlich sind die Beschaffungskosten gegenüber dem Vorjahr  abermals gestiegen. Der Trend konstant steigender Preise für die entsprechenden Zertifikate verstetigt sich.

Bei der Wärmeproduktion des Kraftwerks ergaben sich wegen der besonderen Rahmenbedingungen insbesondere im 4. Quartal erhebliche Abweichungen zum Vorjahr. Die Bewirtschaftungsstrategie der Vorjahre einer  erdgasseitigen Spotmarktbeschaffung im Produktionsjahr hat sich unter den Marktbedingungen insbesondere  in der zweiten Jahreshälfte in 2021 nicht bewährt und führte zu Ergebnisbelastungen. Sie wurde auf die bei den  anderen Einsatzstoffen bewährte risikooptimierte Sicherung gegen Preissteigerungen umgestellt. Aufgrund  eines unerwarteten Kälteeinbruchs im Dezember mussten jedoch kurzfristig zusätzliche Brennstoffe auf hohem Preisniveau beschafft werden. Hierdurch sind die Aufwendungen, insbesondere für den Brennstoff Gas,  wesentlich gestiegen. Insgesamt hat sich daraus die Deckungsbeitragssituation des Kraftwerks verschlechtert.

Auf der vertrieblichen Seite wurden die planerischen Absatz- als auch die Umsatzerwartungen im Strom- und  Gasbereich, insbesondere im Individualkundenbereich, zum Teil deutlich überschritten. Die Beschaffungssitua tion am Markt, die insbesondere Ende 2021 durch hohe Volatilitäten geprägt war, hat die Beschaffungsstrategie des Unternehmens vor hohe Herausforderungen gestellt. Im Individualkundenbereich führte die Marktsituation  mit extremer Preislage und Volatilität in einigen Fällen zu Ergebnisbelastungen durch Bestandskundenverträ ge. Geeignete Maßnahmen zum Risikomanagement wurden ergriffen. Das Ausbalancieren von Risiken und  Chancen über alle Portfolien konnte insgesamt zu einer zufriedenstellenden Gesamtergebnissituation beitra gen.

Wie bereits in den Vorjahren, wurden im 4. Quartal des Jahres erneut überproportional viele Produktkunden in den Sparten Erdgas und Strom gewonnen werden. Im November 2021 konnte hierbei der bisher höchste monatliche Neukundenzugang bei den Produktkunden verzeichnet werden. Durch den Kundenzuwachs im  November sind die im Laufe des Jahres entstandenen Kundenverluste der Stromproduktkunden ausgeglichen worden. Demgegenüber wies die Kundenanzahl im Erdgasproduktkundengeschäft auch unterjährig eine weiterhin kontinuierlich steigende Entwicklung auf.

Die vertriebliche Entwicklung im Geschäftsbereich Telekommunikation knüpft an die Entwicklung der Vorjahre  an. In einer Gesamtbetrachtung werden die gesetzten strategischen Zielgrößen nach wie vor erreicht. Über  den Geschäftsbereich Telekommunikation wollen die Stadtwerke Flensburg in den nächsten Jahren die Stadt Flensburg sowie die unmittelbar benachbarte Stadt Glücksburg und die Gemeinde Harrislee flächendeckend  mit Glasfaserleitungen erschließen. Neben der Glasfaser-Infrastruktur bietet das Unternehmen anschlussinteressierten Haushalten und Gewerbebetrieben zugleich auch eigene Endkundenprodukte an.

Die Absatzwerte bei der Fernwärme lagen witterungsbedingt über dem Vorjahr, die Absatzzahlen im Wasserbe reich zeigten eine konstante Entwicklung. Auch bedingt durch eine den Marktbedingungen folgende deutliche Preisanpassung bei der Fernwärme zum 01.11.2021 liegen die Umsatzerlöse der Sparte Fernwärme über dem Vorjahresniveau.

3. Lage

Ertragslage

Die Ertragslage ist im Wesentlichen geprägt durch die stark gestiegenen Preise an den Energiemärkten, insbesondere im 4. Quartal. Durch den deutlich kälteren Dezember mussten zusätzliche Brennstoffmengen für den Kraftwerksstandort Flensburg beschafft werden. Diese kurzfristig, bei hohem Preisniveau, zu beschaffenden Mengen belasteten das Unternehmensergebnis im Laufe des Dezembers deutlich. Durch teilweise deutliche Preisanpassungen der Produktkunden wird der Entwicklung der gestiegenen Einkaufspreise Rechnung getra-
gen. Diese Preisanpassungen entfalten jedoch größtenteils erst im Laufe des Folgejahres ihre Wirkung.

Insgesamt wurde im Geschäftsjahr 2021 ein Stromgesamtabsatz im Endkundengeschäft von 2.267 GWh erreicht. Das sind rund 607 GWh oder 36,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Absatzgebiet Flensburg, Glücksburg, Harrislee lag der Gesamtabsatz mit rund 273 GWh rund 9 GWh über dem Vorjahreswert. Schwerpunktmäßig ist der regionale Absatzanstieg den Individualkunden zuzuordnen, während bei den Produktkunden nur ein mäßiger Anstieg zu verzeichnen ist. Auch im bundesweiten Stromvertrieb ist der Absatz angestiegen und hat bei einem leichten Kundenanstieg für einen Absatzzuwachs von 597 GWh gesorgt. Mit rund 524 GWh tragen die Individualkunden zu dieser Steigerung bei. Die schlechten Absatzzahlen aus dem ersten Pandemiejahr 2020
wurden damit deutlich in 2021 verbessert. Insgesamt erzielen die Stadtwerke Flensburg im Endkundengeschäft Strom ein Umsatzvolumen von fast 476 Mio. EUR.

Im bundesweiten Gasvertrieb haben sich mit steigenden Kundenzahlen die Absatz- und Umsatzwerte ebenso erheblich nach oben entwickelt. Mit einem Gesamtabsatz von rund 1.884 GWh wurde der Vorjahresabsatz um 738 GWh gesteigert. Insgesamt wurde im Endkundengeschäft ein Umsatz von 89,5 Mio. EUR erwirtschaftet (Vorjahr 47,4 Mio. EUR).

Der Fernwärmeabsatz lag mit rund 1.019 GWh um rund 104 GWh über dem Vorjahr (915 GWh). Insgesamt wurde in dieser Sparte ein Umsatz von knapp 84 Mio. EUR erzielt (Vorjahr 75 Mio. EUR).

Der weitgehend konstante Wasserabsatz der letzten Jahre zeigt sich auch in den Jahreswerten 2021. Mit einem Absatzvolumen von rund 4,9 Mio. m3 bewegt sich dieser fast genau auf dem Vorjahresniveau. Insgesamt wurde in der Wassersparte im Geschäftsjahr ein Endkundenumsatz von 9,3 Mio. EUR (Vorjahr 9,3 Mio. EUR) erzielt.

Im noch jungen Geschäftsbereich Telekommunikation wurde insgesamt ein Umsatz von 4,7 Mio. EUR erzielt, was eine Steigerung zum Vorjahr von rund 904 TEUR bedeutet.

Resultierend aus den Kundenzuwächsen im Strom- und Gasbereich hat sich der Unternehmensumsatz auf ein Niveau von rund 701,4 Mio. EUR entwickelt. Das bedeutet eine Steigerung von 174,3 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr. Nach wie vor ist der Strombereich der größte Umsatzbereich.

Entwicklung der Umsatzerlöse

2016­–2021

Stadtwerke Flensburg Jahresabschluss Umsatzerlöse

Die sonstigen betrieblichen Erträge bewegen sich mit einem Volumen von rund 7,5 Mio. EUR über dem Vorjahreswert (6,1 Mio. EUR).

Entsprechend dem Anstieg der Umsatzerlöse sind die damit verbundenen umsatzabhängigen Beschaffungsaufwendungen ebenfalls angewachsen. Strom- und Gasbezug für das Endkundengeschäft sowie Aufwendungen für Netznutzung liegen deutlich über den Vorjahreswerten. Insgesamt sind die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe auf ein Volumen von fast 571,6 Mio. EUR angewachsen. Preisbedingt hat sich der Aufwand für den Einsatz von CO2-Zertifikaten erhöht. Hier beläuft sich der Gesamtaufwand auf 14,3 Mio. EUR.

Der ebenfalls im Materialaufwand abgebildete Bezug von Fremdleistungen ist gegenüber dem Vorjahr gesunken und beläuft sich auf rund 19,4 Mio. EUR. Das Volumen des Jahres 2021 enthält vor allem die üblichen Revisionsarbeiten des Kraftwerks sowie die Maßnahmen zum Erhalt der netztechnischen Infrastruktur.

Bei relativ stabiler Mitarbeiterzahl bewegt sich der Personalaufwand mit 47,9 Mio. EUR fast auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Zum Bilanzstichtag hatte das Unternehmen – ohne Auszubildende – eine Personalstärke von 620 Mitarbeitern (Vorjahr 610). Die Anzahl der Auszubildenden betrug 54 (Vorjahr 54).

Die Abschreibungen liegen mit rund 27,4 Mio. EUR mit 1,5 Mio. EUR über dem Vorjahr. Dabei unterliegen die Zugänge der beweglichen Wirtschaftsgüter im Anlagevermögen ab dem Geschäftsjahr 2020 der degressiven Abschreibung, wohingegen der bestehende Anlagenbestand mit Zugängen ab 2008 der linearen Abschreibungsmethode unterliegt.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen liegen mit einem Gesamtvolumen von rund 20,9 Mio. EUR auf Vorjahresniveau (rund 20,4 Mio. EUR). Herausragende Positionen in diesem Bereich sind die Konzessionsabgabe, die Fremdleistungen für Verwaltung und Vertrieb sowie die Provisionszahlungen an Vertriebspartner.

Aus der operativen Geschäftstätigkeit ergibt sich somit ein Ergebnis über alle Sparten von rund 10,4 Mio. EUR. Dieses Ergebnis liegt mit 23,0 Mio. EUR deutlich unter dem Vorjahresniveau (33,4 Mio. EUR).

Operatives Ergebnis

2016–2021

Stadtwerke Flensburg Jahresabschluss operatives Ergebnis

Das negative Finanz- und Beteiligungsergebnis in Höhe von insgesamt 5,8 Mio. EUR ist vergleichbar mit dem Vorjahreswert von 5,9 Mio. EUR. Die wertmäßig größte Position im Finanzergebnis stellen die Aufwendungen aus Verlustübernahmen aus den mit einem Ergebnisübernahmevertrag verbundenen Tochtergesellschaften dar. Diese Verlustübernahmen belaufen sich im Jahr 2021 auf insgesamt 2,5 Mio. EUR, wobei der Schwerpunkt aus der steigenden Verlustübernahme des Öffentlichen Nahverkehrs resultiert. Zinsen und ähnliche Aufwendungen belasten das Ergebnis mit rund 3,4 Mio. EUR, wobei der wesentliche Anteil auf die Zinsen für aufgenommene Darlehen entfällt. Die Zinsen für Darlehen schlagen sich mit rund 2,0 Mio. EUR im Finanzergebnis nieder.

Unter Berücksichtigung all dieser Effekte wurde insgesamt ein Ergebnis vor Steuern von rund 4,6 Mio. EUR erwirtschaftet, was einen Rückgang zum Vorjahr von fast 22,9 Mio. EUR bedeutet. Die wesentlichen Ursachen liegen in dem erheblichen Anstieg der Preise und der Zunahme der Volatilitäten an den Energiemärkten. Dieses hatte unter anderem negative Ergebnisauswirkungen durch gestiegene Produktionskosten im Heizkraftwerk und im bestehenden Stromendkundengeschäft.

Ergebnis vor Steuern

2016–2021

Stadtwerke Flensburg Jahresabschluss Bilanz vor Steuern

Unter Berücksichtigung der Steuern vom Einkommen und vom Ertrag sowie der sonstigen Steuern stellt sich ein Jahresüberschuss in Höhe von 1,9 Mio. EUR dar. 

Finanzlage

Das Ermittlungsschema der Kapitalflussrechnung folgt dem Deutschen Rechnungslegungsstandard DRS 21.  Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit von 26,6 Mio. EUR (Vorjahr 64,6 Mio. EUR) ist sowohl beeinflusst  durch die Veränderungen im operativen Cashflow als auch im Working Capital. Im operativen Cashflow wirkt  sich die Reduzierung des Jahresüberschusses und den damit einhergehenden geringeren Ertragssteueraufwendungen aus. Das Working Capital berücksichtigt in der Veränderung der Forderungen u. a. die Doppelzah lung der Stromsteuer für 2019 in Höhe von 9,9 Mio. Euro.

Erneut angestiegen ist im Vergleich zum Vorjahr der Mittelabfluss für Investitionen. Der Cashflow aus Investiti onstätigkeit beläuft sich auf 61,5 Mio. EUR und ist somit gegenüber dem Vorjahr um 5,1 Mio. EUR angestiegen.  Größte Einzelmaßnahme im Rahmen der Investitionstätigkeit ist das Projekt Kessel 13, welches mit Auszah lungen von 39,1 Mio. EUR einfließt.

Der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit ist einerseits durch eine Kreditmittelaufnahme für das Projekt Kessel  13 bestimmt und zum anderen durch die Tilgungen auf die vorhandenen Bestandskredite.

Insgesamt haben sich auf dieser Basis die Finanzmittel stichtagsbezogen negativ entwickelt.

Vermögenslage

Bei einer Bilanzsumme von 475,0 Mio. EUR bewegt sich das Gesamtvermögen der Stadtwerke Flensburg zum  31.12.2021 um rund 87,9 Mio. EUR über dem Vorjahreswert (387,1 Mio. EUR).

Als Energieversorgungsunternehmen mit eigenen Produktions- und Verteilungsanlagen weisen die Stadtwer ke Flensburg eine hohe Anlagenintensität mit entsprechender Kapitalbindung auf. Den größten Anteil am Ge samtvermögen hat mit 322,2 Mio. EUR bzw. 67,9 Prozent (Vorjahr 289,7 Mio. EUR bzw. 74,9 Prozent) so auch das  langfristig gebundene Anlagevermögen. Der Anstieg in den absoluten Werten ist vor allem auf die Wirkungen  des laufenden Kraftwerkprojekts Kessel 13 mit den bisher geleisteten Anzahlungen begründet. 

Das Umlaufvermögen hat einen Anteil von 148,7 Mio. EUR bzw. 31,3 Prozent (Vorjahr 24,7 Prozent) am Gesamt vermögen. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr resultiert im Wesentlichen aus dem stichtagsbezogenen hö heren Bestand an Emissionszertifikaten und einem aus der Geschäftsentwicklung bedingten höheren Forde rungsbestand aus Lieferungen und Leistungen.

Auf der Kapitalseite sind Stammkapital und Kapitalrücklagen in Höhe von 70,2 Mio. EUR unverändert geblieben.  Die Erhöhung bei den Gewinnrücklagen resultiert aus der Thesaurierung des Vorjahresergebnisses. Es wurde  ein Bilanzgewinn von 1,9 Mio. EUR erzielt.

Das Niveau der Rückstellungen liegt um 3,5 Mio. EUR über dem Vorjahr. Hier sind es diverse Sachverhalte, die  zu einer Erhöhung geführt haben. Vor allem resultierend aus dem Anstieg des Geschäftsvolumens ist die Rück stellungshöhe angewachsen, die sich insbesondere aus den noch nicht abgerechneten Netzentgelten fremder  Netzbetreiber begründet.

Die Gesamtsumme der Verbindlichkeiten hat sich gegenüber dem Vorjahr um insgesamt 83,3 Mio. EUR er höht. Dabei sind die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten um 29,1 Mio. EUR angewachsen. Hier haben  zwei Kreditaufnahmen zur Finanzierung des Projekts Kessel 13 zum Jahresende die laufenden Tilgungen der  Bestandskredite überkompensiert. Der Anstieg bei den sonstigen Verbindlichkeiten in Höhe von 9,4 Mio. EUR  begründet sich vor allem aus den Verbindlichkeiten aus der BEHG Abgabe für das laufende Jahr.
 

4. Forschung und Entwicklung

Die Stadtwerke betreiben aufgrund ihres Unternehmenszwecks und Aufgabenspektrums her keine Forschungs und Entwicklungsabteilung. Es besteht indes eine enge Kooperation mit den beiden Flensburger Hochschulen. Im Rahmen der Bereitstellung von Praktikumsplätzen und der Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen leisten Studenten dieser Hochschulen innovative Beiträge zu aktuellen Aufgabenstellungen  und Vorhaben des Unternehmens. So werden reale betriebswirtschaftliche und technische Herausforderungen  des Unternehmens in die Hochschulen getragen.

5. Finanzielle und nichtfinanzielle Leistungsindikatoren

Die strategischen Unternehmensziele der Stadtwerke Flensburg stellen die Leitlinien und den Maßstab der  Zielerreichung dar. In 2021 wurde die Strategie der Stadtwerke Flensburg turnusgemäß nach fünf Jahren einer  großen Evaluierung unterzogen. Aus der vom Gesellschafter in 2021 beschlossenen Strategie „SWFL 21.X: Kurs  grün + digital“ werden strategische Handlungsfelder abgeleitet, wobei das Handlungsfeld „Kunde“ durch die  beiden fundamentalen Transformationspfade und Handlungsfelder „Dekarbonisierung“ und „Digitalisierung“  flankiert wird.

Die Strategie der Stadtwerke Flensburg umfasst zwei Pflichtziele, die im Rahmen der wirtschaftlichen Tragfä higkeit eingehalten werden müssen, sowie fünf priorisierte Ziele.

Wesentliche Ziele sind die Transformation des Energiesystems zur Klimaneutralität und die Entwicklung der  digitalen Infrastruktur der Wirtschaftsregion Flensburg.Die erwirtschafteten Gewinne werden vorrangig zur Er reichung dieser Ziele eingesetzt.

Erstmals ist das Ziel des Klimaschutzes in den Pflichtzielen verankert: Die Stadtwerke Flensburg streben eine  klimaneutrale Energieversorgung vor den zeitlichen Anforderungen des jeweils gültigen Klimaschutzgesetzes  an. Spätestens ab 2030 soll zudem auf die Verwendung von Kohle bei der planmäßigen (Strom- und) Wärmeer zeugung verzichtet werden.

Zur verfolgten Strategie gehört unter den priorisierten Zielen nach wie vor in erster Linie die ökonomische  Ausrichtung, die sich mit dem Ziel der Gewinnerreichung konkretisiert. Basierend auf der verfolgten Strate gie erfolgt eine Priorisierung von Vorhaben nach folgenden Gesichtspunkten: An erster Stelle steht das Ziel  der Gewinnerzielung bzw. der Wirtschaftlichkeit. Dieses Ziel quantifiziert sich durch den Renditeanspruch des  Gesellschafters. Damit soll sichergestellt werden, dass lediglich wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen verfolgt  werden. Mit einem Jahresüberschuss von 1,9 Mio. EUR wurde dieses Ziel in 2021 nur unterdurchschnittlich erfüllt.

Die Gewinnoptimierung soll jedoch nicht zu Las-ten oder unter Vernachlässigung der vorhandenen Un ternehmenssubstanz erfolgen. Neben dem Ziel der Gewinnerzielung soll damit das langfristige Er tragspotential des Unternehmens gesichert werden. Dies wird operationalisiert sowohl durch Erhal tungsmaßnahmen als auch Investitionen in die Infrastruktur mit Schwerpunkt in Produktions- und Netz anlagen. Mit dem derzeit verfolgten Investitionsschwerpunkten im Kraftwerksbereich mit dem Projekt Kessel 13 sowie dem lokalen Glasfaserausbau konkretisiert sich dieses Ziel.

An dritter Stelle steht das Ziel der Sicherstellung hochwertiger Arbeitsplätze in der Region. Damit verbunden  ist die Arbeitsplatzsicherheit für die aktuelle Belegschaft. Der mit dem Ablösen der kohlebefeuerten durch gas befeuerte Anlagen einhergehende verminderte Bedarf an Positionen im Stellenplan wird sozialverträglich im  Rahmen der natürlichen Fluktuation sowie der Altersstruktur umgesetzt. Darüber hinaus soll der regionale  Stellenwert des Unternehmens als Ausbildungsunternehmen gesichert werden.

Sind die zuvor genannten Ziele erfüllt, dann gilt es auch über das Klimaschutz-Pflichtziel hinaus, die Chancen  der Dekarbonisierung und Digitalisierung durch wirtschaftlich sinnvolle und technisch machbare Maßnahmen  zu heben. Mit dem derzeitigen Projekt Kessel 13 und dem damit angestrebten Kohleausstieg in Flensburg –  zeitlich bevor regulatorische oder technische Anforderungen dies notwendig machen - wird ein wesentlicher  Schritt in diesem Ziel umgesetzt. Durch die mit dem Projekt verbundenen Förderszenarien verbindet das Pro 
jekt im besten Sinne wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Aktivitäten. Die Erarbeitung und Ausgestaltung  eines Transfomationspfades, der eine zukünftige, fossilfreie Energieerzeugung ermöglichen soll, ist der konse quente nächste Schritt.

Als fünfte Zielkategorie verfolgt das auf der Anteilseignerseite rein kommunal aufgestellte Unternehmen das  Bestreben, in der Region günstige und attraktive Preise anzubieten. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Stand ortattraktivität geleistet. Auch wenn die zuvor genannten Zielkategorien für das Jahr 2021 erfüllbar erschienen,  so musste aufgrund der beschriebenen Verwerfungen an den Energiemärkten noch in 2021 unterjährig eine An passung der Fernwärmepreise erfolgen. Auch für 2022 kann die Fernwärme-, Wasser- und Stromversorgung im  Versorgungsgebiet gegenüber 2021 nur mit deutlichen, letztlich vom Kunden zu tragenden Preissteigerungen  weiterhin wirtschaftlich betrieben werden.